Indian Spirit "Indy"


März 2016

Unsere Blickrichtung ging zunächst gen Norden. Vor ungefähr 15 Jahren reisten mehrere Hunde nach Schweden, um die dortige - bisher durch strikte Quarantänevorschriften blockierte - Zucht der Weißen Schäferhunde zu unterstützen. Jerry-Lee of White Valley war der erste Rüde, es folgten Bella von Dennhausen, "unser" Quijote von der Hohensyburg und der auf Ausstellungen überaus erfolgreiche Dino vom Selberg. Quijote lebte 9 Monate in unserer Familie, Dino bei den Eltern. Kein Wunder also, dass zu diesen Hunden eine besondere Beziehung bestand. Lumi und Karhu kamen als Quijotes Nachkommen zu uns zurück.

Es wäre schön, erneut einem Quijote-Nachkommen ein neues Zuhause zu bieten. Und tatsächlich stiess ich in der schwedischen Zucht auf mehrere Wüurfe, die diesen Wunsch erfüllen konnten. Einige Zeit verbrachte ich damit, die schwedischen, dänischen und auch norwegischen Homepages zu studieren, Ahnentafeln zu vergleichen und zurückzukehren in die Welt der Weißen Schäferhunde. Dabei stellte ich ganz nebenbei fest, dass die schwedische Zucht eine andere Entwicklung genommen hat als die deutsche. Das Projekt RAS, vor vielen Jahren mit unserer Unterstützung unter der Fühzrung des SKK angestoßen, hat offenbar Früchte getragen. Die Weißen Schäferhunde sind dort vielseitig eingesetzt. Der starke Fokus auf VPG, der in Deutschland feststellbar ist, hat sich dort nicht entwickelt. Meiner Vorstellung der Rasseausrichtung kommt das entgegen, denn hier finden sich zahlreiche Suchhunde, Assistenzhunde, Obedience und Wildspurhunde. Der Mentaltest des SKK, an dem auch Karhu teilgenommen hat, ist nicht nur für Zuchthunde obligatorisch, sondern offenbar auch für die Züchter eine Meßlatte für die Nachkommen ihrer Hunde.

Es war am Silvesterabend, als die Suche zu einem unerwarteten Erfolg führte. Der letzte Tag des Jahres nahm zunächst einen sehr traurigen Verlauf. Mit der Absage unserer Freunde wurde bereits die erste liebgewonnene Tradition unterbrochen. Und Karhu fehlte ebenfalls. Er war um Mitternacht immer mit auf der Straße. An diesem Tag konnte ich nur einige kleine Kerzen an seinem Grab entzünden. Als es langsam dunkel wurde, verliess ich das Grab, um mich am PC ein wenig abzulenken. An diesem Abend, einige Stunden vor dem Jahreswechsel, entdeckte ich das erste Foto von Indys Mama mit 5 kleinen Welpen. Noch keinen Tag alt. Bei meiner Internetsuche hatte ich diesen Wurf übersehen, weil die Züchterin kaum Werbung gemacht hatte. Nun hatte ich plötzlich alles vor Augen. Eine Züchterin, die wir vor einigen Jahren bereits kennen gelernt haben. Eine Hundemama namens "Riddarängens Austin", in deren Ahnentafel sich sämtliche Hunde wiederfinden, die ich oben erwähnt habe sowie einige schwedische Hunde. Keine doppelten Ahnen auf 5 Generationen. Und mit "Langundo vom Terlüner Schloß" ein Vater, der nicht nur australische, sondern auch südamerikanische Hunde in sich vereint. Das war zunächst die "Papierform", die auch von den gesundheitlichen Merkmalen in Ordnung war. Sogar der Charakter der Elterntiere liess sich recht deutlich eingrenzen. Beide haben den Mentaltest absolviert. Da wir den Testablauf kennen und die Ergebnisse veröffentlicht werden, konnten wir uns sehr schnell ein Bild der Eigenschaften machen. Verspielt, wenig Jagdtrieb, keine Aggression, sicheres Verhalten in Extremsituationen: beste Voraussetzungen.

Die Geühle hatten sich längst für diesen Wurf entschieden. Dieser Zufall, gerade am Jahresende auf diesen Wurf zu stoßen, der alles bot, wonach wir gesucht hatten. Der Verstand brauchte ein paar Tage länger. Emails wurden gewechselt, Gespräche geführt. Mit der Züchterin, mit Menschen, deren Fachwissen wir enorm schätzen, mit Freunden, mit dem Veterinäramt. Dann, in den ersten Tagen des neuen Jahres fiel unsere Entscheidung. Ein Hund aus diesem Wurf soll es sein. Und bereits Anfang Januar stand fest, dass wir bis zum April werden warten müssen, bis der Kleine bei uns einziehen kann.

Für die Einfuhr von Welpen gibt es in Deutschland keine Ausnahme. Tollwutimpfung mit 12 Wochen plus 21 Tage Wartezeit. Obwohl Indy aus einem nachweislich tollwutfreien Land stammt. Gesetz ist Gesetz, das Warten fällt schwer, aber wenn dieser Hund zu uns gehört, werden wir warten.

Februar 2016

Zum ersten Mal seit über 20 Jahren standen wir vor dem Problem, einen Wurf und einen Züchter finden zu müssen, der zu uns paßt. Lumi und Karhu waren beide Nachkommen von Quijote von der Hohensyburg, den wir bis zum Umzug nach Schweden aufzogen und zu dem wir natürlich ein ganz besonderes Verhältnis entwickelt hatten. Doch Quijote ist seit einigen Jahren tot. Direkte Nachkommen von Karhu bzw. seinen Geschwistern gibt es nicht. Eine Linie, die zu unserem Bedauern endet.

Erstes Kriterium: die Ahnentafel. Warum einige Züchter noch nicht einmal die Abstammung des Wurfes auf ihrer Homepage verraten, wird wohl immer deren Geheimnis bleiben. Inzwischen ist die Pedigree Database gut gefüllt - sobald der Name eines Hundes bekannt ist, sind normalerweise die Ahnen dort zu finden. Wir sind den Weißen Schäferhunden seit vielen Jahren verbunden, in den letzten Jahren nicht mehr so intensiv, dennoch gab es viele Dinge, die in unsere Entscheidung mit einflossen.

Eine Einschränkung durch die Fellart gab es für uns nicht. Für die Entscheidung war es somit gleichgültig, ob eine Stockhaar, Langstock- oder Mischverpaarung stattfindet. Insofern waren wir völlig offen. Wenn man so möchte, hatten wir einen Gleichstand. Fiala und Quijote waren Langstock, Karhu und Lumi Stockhaar. Beide Fellarten haben ihre Vor- und Nachteile, an Charakterunterschiede, die sich allein in der Felllänge begründen, glaube ich nicht. Es ist eine reine Geschmackssache.

Natürlich standen zunächst die geplanten Würfe in Deutschland im Blickpunkt. Grundsätzlich wollten wir möglichst innerhalb der FCI-Zucht bleiben. Schnell wurde klar: die Zuchtbreite ist - bis auf wenige Ausnahmen - weiterhin sehr eng. Betrachtet man nur drei oder vier Generationen, erscheint es nicht dramatisch, hinter den klangvollen, oft ausländisch anmutenden Namen verstecken sich am Ende dann doch "alte Bekannte". Auch der Charakter spielt natürlich eine Rolle, nach Möglichkeit sollten uns nicht nur die Eltern, sondern noch weitere Ahnen bekannt sein. Vertrauen zum Züchter, der in den ersten Wochen für die bestmögliche Sozialisierung sorgt ... viele Punkte, die bedacht sein wollten.

Es gab jedoch auch Kriterien, die für uns nicht sehr ins Gewicht fallen. Championate, Schönheit und Wettkampfresultate waren nicht wichtig. In erster Linie suchten wir nach einem Hund, der zu uns passt, mit dem wir unsere Freizeit verbringen können, der auf allen Ausflügen dabei ist. Mit dem ich vielleicht wieder Seniorenheime besuchen kann, der sich möglicherweise für Agility oder Zielobjektsuche eignet. Ausstellungen oder gar Zucht sind mit zu vielen Faktoren verbunden, die man weder vorhersehen noch extrem beeinflussen kann.

Nach einiger Zeit intensiven Suchens und Recherchierens wanderte unser Blick über die Grenzen. Hier wurden wir fündig! Unser Indy kommt aus keiner inländischen Zuchtstätte. Dies ist auch der Grund, weshalb wir einige Wochen länger auf unseren Welpen warten müssen. Die Einfuhrbestimmungen erlauben die Mitnahme eines jungen Hundes erst ab 15 Wochen. Dann wird Frühling sein - eine gute Gelegenheit für einen kurzen Urlaub, damit wir unseren "Neuen" in gemütlicher, ruhiger Atmosphäre ein wenig kennenlernen können, bevor es auf die lange Rückreise geht.

Januar 2016

Schneller als erwartet stellten wir fest, dass ein Leben ohne Hund zwar möglich ist, aber irgend etwas fehlt. Natrülich läuft der Alltag wie gewohnt weiter, dennoch bleiben Momente, in denen man innehält und feststellt: "Jetzt wäre es schön, einen Vierbeiner an der Seite zu haben". Keinen Ersatz für Karhu, den wird es niemals geben, sondern eine neue Herausforderung, ein neues Abenteuer.

Zunächst einmal waren wir offen für alles. Alle Rassen, alle Möglichkeiten. Doch diese Offenheit wurde sehr schnell stark eingegrenzt. Wir stellten fest, dass viele Rassen überhaupt nicht zu uns passen. Sehr schnell zogen wir die Grenzen enger. Übrig blieb, wie sollte es anders sein: der Weiße Schäferhund.

Aber nicht irgendein Weißer Schäferhund. Nach mehrtägigem Studium der Würfe und Wurfplanungen blieben drei Verpaarungen übrig, die unser Interesse ganz stark auf sich zogen. Und nun warten wir auf "Indian Spirit", der unser Leben hoffentlich viele Jahre begleiten wird.