WHITE FROST "Abschied von Atlantis"

Roman von Gaby von Döllen, erschienen 2004, überarbeitet und erweitert 2013 (erscheint Dez 2013 / Jan 2014)

Das erste Kapitel entscheidet oft darüber, ob ein Leser weiter liest oder das Buch aus der Hand legt. Der Leser muss neugierig gemacht werden. Er muss die Personen und die Handlung kennenlernen wollen. Er muss wissen wollen, wie es weiter geht. Nicht viele Personen haben die Geduld, sich durch mehrere Kapitel zu quälen, bevor ein Buch endlich Spannung aufbaut. Entsprechend schwierig ist es, das erste Kapitel zu schreiben. In "White Frost" entschied ich mich für eine ganz alltägliche Szene aus dem Leben eines Welpen, die aber gleichzeitig verdeutlicht, dass etwas nicht stimmt. Da zu viele Personen eher verwirren, stellte ich nur die Hauptpersonen Nelly und Dirk vor. Ziel war auch, erste Sympathien aufzubauen. Unzählige Versionen dieses Kapitels wanderten in den Papierkorb, ein Schicksal, das offensichtlich viele Anfangskapitel teilen. Aber mit der Erkenntnis: "Das ist jetzt richtig gut!" kam gleichzeitig ein Motivationsschub. Ab jetzt war vieles einfacher, plötzlich hatte ich Orte und ganze Kapitelhandlungen vor Augen - nur leider waren das nicht immer die Kapitel, an denen ich gerade schrieb. Meist gab ich den Gefühlen nach und zog das eine oder andere Kapitel vor, um es dann später nur noch einmal zu überarbeiten und anzupassen.

Im ersten Roman reichten -abgesehen von den Hunden- zwei Hauptpersonen vollkommen aus. Cornelia (Nelly) Sommer und ihr Lebensgefährte Dirk Neumann. Sandkastenfreunde, die das Schicksal einer zufällig weißen Deutschen Schäferhündin dazu brachte, Weiße Schäferhunde zu züchten. Wie ich bereits schrieb, waren die Geschichten und Ereignisse aus der Züchter- und Vereinsumgebung im Grunde ausschlaggebend für diesen Roman. Was lag also näher, als diese - in stark veränderter Form - in der Handlung zu verankern. Vollkommen unterschiedliche Zuchtauffassungen. Ausbildungsformen, wie sie heutzutage nicht mehr vorkommen sollten und dennoch zu häufig noch angewendet werden. Intrigen, bei denen sich mancher Leser die Augen reiben wird. Viel zu oft ist dies alles Alltag und es geht es nicht mehr um Rasseentwicklung, sondern um ganz andere Interessen. Manche sind nicht auf den ersten Blick zu erkennen, aber Geld und das Streben nach Macht und Erfolg stehen auch in der Hundezucht ganz oben. Die meisten Züchter streben nach Erfolg, sei er in Form von Ausstellungssiegern oder, bei den Weißen Schäferhunden in zunehmender Weise, im Sport. Es lag nahe, im Roman beides miteinander zu verbinden und aus "Atlantis" eine nach außen erfolgreiche Zuchtstätte zu machen. Doch wie immer hat dieser Erfolg seinen Preis, denn die Zucht ist keine gleichförmige Produktion sondern sie ist vielen Faktoren unterworfen und vor allem (abgesehen von der Tatsache eines Wurfes) nicht voraussehbar. In "Abschied von Atlantis" erkennt Nelly die Fehler in ihrer Zucht und sie ist bereit, etwas zu ändern. Ihr Partner Dirk wehrt sich und hält am Altbewährten fest. Schließlich ist "Atlantis" längst von den Erfolgen und Zuchteinnahmen abhängig; existenzielle Sorgen spielen in die Entscheidungen hinein. Als "Aufhänger" dient White Frost, ein Welpe, den Nelly kauft und in ihre Zucht integrieren möchte, um von der eingefahrenen Inzucht wegzukommen. Für Dirk bedeutet White Frost einen Rückschritt, den er nicht zu machen bereit ist. Er boykottiert den Hund in einer Weise, dass Nelly am Ende nur eine Entscheidung bleibt: Dirk oder White Frost.

Ich möchte an dieser Stelle nicht allzu viel verraten. Viele Diskussionen gab es im Nachhinein um das angeblich zu versöhnliche Ende. Es ist das Ende eines Buches, aber nicht das Ende der Geschichte. Die besteht aus "Abschied von Atlantis" und dem zweiten Band "Nellys Traum". Nelly und Dirk kennen sich seit ihrer Kindheit, sie haben sich gemeinsam ein Leben aufgebaut. Gefühle lassen sich nicht ausschalten und aus dem Abstand heraus gesehen stellt man vielleicht die eine oder andere Entscheidung als spontan oder überstürzt in Frage. Der Funke der Hoffnung bleibt. Von diesem Funken wird auch in "Nellys Traum" und vor allem in "Aquamarin" die Rede sein.

Wie an anderer Stelle dieser Homepage geschildert, haben wir uns nach vielen Jahren Vereinstätigkeit ein wenig aus der Szene zurückgezogen. Auch im Privaten veränderte sich einiges. Unter anderem gaben wir den Verlag komplett auf, was bedeutete, auch alle eigenen Bücher vom Markt zu nehmen. Für die White Frost Bände ergab sich so jedoch die Möglichkeit einer überarbeitung. Nach vielen Jahren des Schreibens war ich mit einigen Dingen unzufrieden und freute mich über die Gelegenheit, das erste Buch überarbeiten zu können. An der Geschichte hat sich nichts geändert. Es kam lediglich ein letztes Kapitel hinzu, das ich die ganze Zeit über im Kopf hatte. 2013 bzw Anfang 2014 erscheint nun "White Frost - Abschied von Atlantis" mit neuem Cover direkt bei Books on Demand.

Wahrheit und Fiktion in "Abschied von Atlantis":

Die häufigste Frage, die mir zu diesem Buch gestellt wird: "Wieviel davon ist wahr?" Daher an dieser Stelle eine Stellungnahme dazu.

Die Personen, die Handlung, die Vorgehensweisen: All das ist eine rein erfundene Geschichte. Natürlich gibt es Merkmale, Ereignisse, Aussagen, die stark verändert in die Handlung eingeflossen sind. Hundeerziehung unter Druck und Zwang, natürlich gibt es sie noch und natürlich gibt es Menschen, die der Meinung sind, nur dieser Weg sei der richtige. Ebenso ist es in der Zucht: In einem Zuchtverein prallen viele Interessen, Meinungen und vor allem Charaktere aufeinander. Gerade in der Weißen Schäferhundeszene ist die Ausrichtung der Rasse nach wie vor stark diskutiert. All dies ergab einen guten Hintergrund für eine Geschichte. Aber eben nur einen Hintergrund. Wer glaubt, meine Charaktere realen Personen zuordnen zu können, wird scheitern -manchmal "leider", manchmal "glücklicherweise" ...

Rückentext "Abschied von Atlantis":

Nelly und Dirk züchten seit fast zehn Jahren Weiße Schäferhunde. Ihr Zwinger "Atlantis" hat sich einen Namen gemacht un dstellt zahlreiche Ausstellungs- und Hundesportsieger. Rückschläge in der Zucht lassen Nelly an der eingeschlagenen Richtung zweifeln. Sie versucht, ihren eigenen Weg zu gehen und kauft "White Frost", einen Rüden mit irischer Abstammung. Damit löst sie eine Lawine aus Neid und Missgunst aus. Freunde werden zu Feinden - aber ist White Frost wirklich eine Gefahr für die Zucht? Nelly muss in einer trügerischen Welt schwere Entscheidungen treffen. White Frost gerät dadurch in große Gefahr.

White Frost - Abschied von Atlantis
Gaby von Döllen
136 Seiten
ISBN 9-783732-29024
EUR 13,90
(Books on Demand, Norderstedt)erhältlich im Buchhandel, im Online-Buchhandel oder -persönlich signiert- über mich (Mail an gaby@von-doellen.de)