Weiße Schäferhunde in der Fotografie

Die häufigste Entschuldigung für unscharfe oder falsch belichtete Aufnahmen ist die Kamera. Hier gibt es eine Parallele zur Hundeerziehung. Nicht der Hund ist schuld am Fehlverhalten, sondern die Erziehung des Besitzers. Ein Fotograf, der mit hochwertigen Kameras überdurchschnittlich gute Fotos macht, weil er sowohl Erfahrung als auch Hintergrundwissen besitzt, wird auch mit einer 100-€-Kamera akzeptable Aufnahmen zustande bekommen. Im Gegensatz dazu nützt einem unerfahrenen Fotografen auch eine Profiausrüstung gar nichts. Die Erklärung, man habe eben keine gute Kamera, kann nicht immer als Entschuldigung gewertet werden. Der Blick für das Motiv und das Hintergrundwissen darüber, welche Veränderungen man mit einer Veränderung der Blende oder Belichtungszeit erreichen kann, sind wichtige Faktoren für die Fotografie. Ein geübter Fotograf wird manche Fotos von vornherein vermeiden, wenn er zufällig eine Kamera in der Hand hält, die manuelle Korrekturen nicht erlaubt.

Bei der Anschaffung der Kamera stellt sich wieder die Frage, was man erreichen möchte. Für Erinnerungsfotos innerhalb der Familie reicht eine durchschnittliche Kamera, die dem Fotografen vieles an Einstellungen abnimmt. Diese Kameras, die im Preisbereich um 50-100 € liegen, machen nur für den Hausgebrauch Sinn. Die Ergebnisse bei kritischen Belichtungssituationen sind logischerweise nicht besonders gut. Die Kamera arbeitet mit Durchschnittswerten, die wenig Spielraum lassen und sind häufig mit einem Foto von der Sonne in den Schatten überfordert. Oftmals sind manuelle Korrekturen nicht möglich, obwohl sie hin und wieder zwingend notwendig sind. (Versuchen Sie mal, mit einer Autofocus-Einstellung durch einen Zaun zu fotografieren!)

Für ein „Mehr“ wird die Anschaffung einer besseren Kamera, die durch unterschiedliche Objektive ergänzt werden kann, durchaus lohnend sein. Wir würden in diesem Fall immer darauf achten, dass die Automatikfunktionen abgeschaltet werden können, denn so lassen sich auch komplizierte Belichtungsverhältnisse korrigieren.

Digitalkameras

Sehr beliebt und stark im Kommen sind die Digitalkameras, die es ebenfalls im Preisangebot von relativ preisgünstig bis superteuer gibt. Entsprechend sind die Möglichkeiten und das Zubehör. Die Digitalkameras haben den großen Vorteil, dass sie direkt an den Computer angeschlossen werden und die Ergebnisse direkt ausgedruckt oder auch in die Homepage aufgenommen werden können. Die Fotodrucker heutzutage sind recht leistungsstark, so dass die Ergebnisse eine Alternative zum üblichen Entwickeln mit Abzügen bieten.

Leider erreichen diese Digitalkameras von der Qualität her aber in den wenigsten Fällen das, was die „alten“ Filme leisten. In dem Augenblick, wo Sie ein Klassefoto gemacht haben und dieses als Poster (A3 und größer) an die Wand hängen möchten, werden Sie Ihre Digitalkamera verfluchen, weil die Auflösung einfach nicht ausreicht. Sie erhalten auf dem Großabzug ausgefranste Ränder und unscharfe Flächen. Es sei denn, Sie haben beim Kauf wirklich tief in die Tasche gegriffen und darüber hinaus das Foto optimal abgespeichert.

Die - optimale - Darstellung auf Bildschirm und Homepage, bei denen keine extreme Auflösung notwendig ist, täuscht oft darüber hinweg, dass für einen Abzug in Fotoqualität und entsprechender Größe andere Maßstäbe angelegt werden.

Die digitale Fotografie hat auf jeden Fall sehr viele Vorteile: Sie können sich Ihre Aufnahme sofort ansehen, können also an Ort und Stelle entscheiden, ob das Foto gut war oder nicht. Und gegebenenfalls die Aufnahme wiederholen. Die Möglichkeiten der Speicherung sind sehr unterschiedlich, einige (sehr teure) Exemplare brennen die Aufnahmen sofort auf CD. Diese Vorteile kann keine „normale“ Kamera bieten. Die Qualität der Aufnahmen reicht für den „Hausgebrauch“ vollkommen aus, d.h. für die Veröffentlichung im Internet, für den Ausdruck über den Fotodrucker erreichen Sie ähnliche Ergebnisse als wenn Sie ein Papierfoto scannen und Ausdrucken. Wer sehr viel mit Computern arbeitet, dem bleibt bei Verwendung der Digitalkamera das leidige Scannen erspart, das in umgekehrter Weise Qualitätseinbußen bedeutet. Belichtungsmäßig kritische Dias zu scannen ist oft ein erhebliches Problem, wie wir aus eigener Erfahrung wissen.

Der Preisunterschied zwischen einer herkömmlichen Kamera und einer von den Funktionen her vergleichbaren Digitalkamera ist zur Zeit noch enorm, doch wird sich hier mit Sicherheit etwas bewegen. Ob Sie sich also eine Digitalkamera oder eine "normale" Kamera zulegen, hängt stark ab, welches Ziel Sie erreichen wollen. Für mich ist die Digikamera zwar praktisch, aber noch lange keine Alternative zur Spiegelreflex.

Das Motiv

Abgesehen von der rein technischen Ausrüstung ist das Wesentliche natürlich das Motiv. Ich möchte Sie an dieser Stelle nicht mit Fachbegriffen langweilen oder einen Fotografie-Grundkurs ins Netz stellen. Wenn Sie auf Grund dieses Kapitels der Meinung sind, die Fotografie zum Hobby ausbauen zu können und zu wollen, gibt es Fachliteratur in Hülle und Fülle.

Eine sehr große Problematik liegt meiner Meinung nach darin, dass viele Hundebesitzer ihre Kamera nur im Urlaub heraus holen. Daraus resultiert die Ansicht, dass nur im Urlaub gute Fotos gemacht werden können. Wahrscheinlich liegt das daran, dass die eigene Umgebung bereits so selbstverständlich geworden ist, dass die Reize gar nicht mehr bemerkt werden. Und genau hier kann man ansetzen: um schöne Aufnahmen zu machen, muss man in der Lage sein, Motive zu erkennen, seien sie im eigenen Garten oder im Urlaub. Die heimatliche Umgebung hat sogar einen großen Vorteil: die Fotos können genau dann entstehen, wenn wirklich alles stimmt. Und sie können wiederholt werden. Was meist fehlt, ist nur der Blick für das, was uns alltäglich vorkommt.

Im Urlaub steht man oft vor der Entscheidung, ein Motiv wählen zu müssen. Einen weißen Schäferhund mit einem großen Gebäude stimmig auf ein Bild zu bekommen, ist fast unmöglich, es sei denn, man besitzt zusätzliche Objektive (wie z.B. Weitwinkel). Ich habe es in Berlin einmal mit dem Brandenburger Tor versucht, ohne Weitwinkel. Das Ergebnis war meiner Meinung nach zweitklassig.

Schauen Sie sich auf Ihrem Sonntagsspaziergang einmal ausgiebig um. Umgefallene Baumstämme, interessanter Wuchs des unteren Stammes, farbenfrohe Felder (Kornblumen, Raps, Mohn), oder auch eine vom Rauhreif überzogene Graswiese können eine hervorragende Kulisse für „Ihr“ Foto bilden. Der Ort, den Sie wählen, trägt sehr viel zur Wirkung des Fotos bei. Es sollten natürlich keinerlei „störende“ Gegenstände in der Nähe sein (Stacheldrahtzaun, Güllewagen o.ä.). Ein schräges Holzgatter aber kann schon wiederum interessant wirken. Der Stacheldrahtzaun, der „normalerweise“ störend wirkt, kann im Morgennebel mit schimmernden Spinnenweben schon wieder faszinierend sein. Egal, wofür Sie sich entscheiden, es werden viele Versuche notwendig sein, bis Sie einen eigenen Stil entwickelt und gemerkt haben, welche Art Fotos Ihnen persönlich am besten gefallen. Selbst wenn Sie an diesem Tag keine Kamera dabei haben, legen Sie Ihren Hund schon einmal ab und schauen Sie sich das Ganze aus unterschiedlichen Richtungen an.

Viele Anregungen für mögliche Motive erhalten Sie auch, wenn Sie sich viele unterschiedliche Fotos ansehen. Homepages eignen sich hierfür, bedingt Hundezeitschriften (da die Fotos oft themenbezogen sind) und Ergebnisse von Fotowettbewerben.

Bleiben wir beim „unbewegten“ Motiv. Ein wirklich gut erzogener Weißer Schäferhund, vor allem, wenn er seit Welpentagen an Fotos und Kamera gewöhnt ist, lässt sich mit wenig Aufwand überall platzieren. Ein Foto von Ihrem Weißen Schäferhund vor einem farblich oder motivmäßig interessanten Hintergrund lässt sich sehr einfach bewerkstelligen. Einige Voraussetzungen sollten aber auch hierfür erfüllt sein: Das Wetter sollte einigermaßen mitspielen, Sie sollten viel Zeit und Geduld mitbringen und auch die Bereitschaft, das Experiment gegebenenfalls abzubrechen, wenn Ihr Hund gar keine Lust mehr zeigt. Sie werden es sehen. Fiala klappt in solchen Fällen ihre Ohren zur Seite, eins nach rechts, das andere nach links und Lumi schaute gelangweilt in eine andere Richtung und war durch nichts dazu zu bringen, in Richtung Kamera zu schauen.

Dabei gibt es nun drei kleine Dinge, die einfach zu bewerkstelligen sind, die aber immer wieder vernachlässigt werden:

1.

Entscheiden Sie sich für EIN Motiv.
Entweder Ihr Hund oder die Umgebung. Wenn Sie die Umgebung fotografieren wollen, lassen Sie den Hund aus dem Spiel. Wenn der Hund das Hauptmotiv ist, dient die Umgebung lediglich dem Aufbau des Fotos. Mehr aber auch nicht; sie ist nicht das Wichtigste.



2.

Fotografieren Sie möglichst auf Augenhöhe des Hundes - keinesfalls von oben!
Wichtig ist, dass Sie mit der Kamera ungefähr auf Augenhöhe des Hundes sind, ansonsten erhalten Sie verfälschte Proportionen. Beim sitzenden Hund sollten Sie in die Hocke gehen. Beim liegenden Hund kann das ausreichen, Sie können sich aber auch hinlegen und die Grashalme als Vordergrund nutzen.Eine interessante Perspektive zum Ausprobieren ist das Fotografieren von unten (hinlegen und den sitzenden oder stehenden Hund gegen den Himmel fotografieren).




3.

Fotografieren Sie bildfüllend!
Ihr Hund ist das Hauptmotiv, also sollten Sie ihn nicht auf dem Foto suchen müssen. Das ist eigentlich selbstverständlich, aber einer der häufigsten Fehler. Beim sitzenden Hund eignet sich in vielen Fällen das Hochkantformat besser als eine Queraufnahme, beim liegenden Hund ist es umgekehrt. Bildfüllend bedeutet, das Hauptmotiv ist der Hund, der Hintergrundbaum muss nicht unbedingt komplett auf das Bild. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass einige Kamerahersteller ihren Käufern helfen wollten, indem sie eine gewisse Toleranz eingebaut haben. An allen vier Seiten des Fotos wird mehr abgebildet, als Sie im Sucher sehen. Das soll „abgeschnittene“ Köpfe und Füße vermeiden. Es sorgt aber umgekehrt auch dafür, dass das Objekt zu klein abgebildet wird, wenn der Fotograf bildfüllend fotografieren möchte. Um festzustellen, ob Sie eine solch "kundenfreundliche" Kamera besitzen, können Sie einen Türrahmen korrekt bildfüllend fotografieren und nachschauen, was später auf dem Foto zu sehen ist. Sind die Wände mit abgebildet, können Sie diese Toleranzen zukünftig berücksichtigen. Sollten Sie keine Autofocuskamera haben, sondern die Schärfe selber einstellen, achten Sie hierbei auf die Augenpartie des Hundes; auf diese sollte die Schärfe konzentriert werden.

Eine gewisse Unschärfe wird durch das schneeweiße Fell hervor gerufen. Ganz schwierig ist das Fotografieren des Hundes in der strahlenden Sonne. Das extrem helle Licht lässt die Strukturen des Hundefells vollkommen verschwinden und diese Flächen später unnatürlich flach und konturenlos wirken. Es gibt leider kein Gegenmittel. Sie müssen das akzeptieren oder, wenn es Sie stört, versuchen, geeignetere Wetterverhältnisse zu nutzen.

Wenn Sie relativ ungeübt im Fotografieren sind, versuchen Sie sich am besten erst einmal an dieser Art von Fotos. Zäumen Sie nicht das Pferd von hinten auf und versuchen, den Sprung über die Stellwand fotografisch festzuhalten oder den Hund im Sonnenuntergang zu fotografieren. Das sind selbst für gute Fotografen problematische Aufnahmen, die Korrekturen der Belichtungszeit bzw. eine Gegenblitzen erfordern. Im ersten Fall ist es schwer, den Hund im günstigsten Bewegungsmoment zu „erwischen“ und im zweiten Fall müssen Sie normalerweise die Belichtungswerte manuell korrigieren, da die helle Sonne die Automatik irritiert. Nehmen Sie auf Ihre Fototour auf jeden Fall genügend Filmmaterial mit. Ein Ersatzfilm sollte mindestens immer dabei sein, normalerweise auch ein Satz Ersatzbatterien.

Es hört sich alles recht einfach an, aber eine Unwägbarkeit haben wir bisher vollkommen außer Acht gelassen: Ihren Hund. Schön wäre es, wenn er aufmerksam mit gespitzten Ohren in die Kamera schauen würde. Oft ist aber alles interessanter als die Kamera und er beginnt, in aller Seelenruhe Gras zu rupfen oder die erreichbare Umgebung abzuschnüffeln. Ein Pfiff oder anderer Laut Ihrerseits, der dazu führen soll, die Aufmerksamkeit auf die Kamera zu lenken wird nicht selten damit honoriert, dass der mühsam platzierte Hund aufsteht, zu Ihnen kommt und Ihnen zeigt, wie lieb er Sie doch hat. Das meinte ich mit „bringen Sie Zeit und Geduld mit“.

Hilfreich kann es sein, wenn Sie eine „Hilfsperson“ mitnehmen. Diese sollte mit dem Hund vertraut sein. Sie kann ihn lenken, setzen und korrigieren, während Sie sich um die fotografischen Details kümmern. Gerade bei komplizierteren Aufnahmen ist es sinnvoll, zu zweit zu arbeiten. (z.B. Sportaufnahmen). Allerdings sollten Sie möglichst keinen zweiten Fotografen mitnehmen: dann droht die Fotosession zu einer Diskussion über fototechnische Details auszuarten....

Wetterbedingungen...

Licht und Wetter spielen eine große Rolle in der Fotografie. Jedoch hatte ich schon angesprochen, dass helles Sonnenlicht durchaus Problematiken mit sich bringt, nämlich speziell beim Fell des Weißen Schäferhundes. Ich persönlich fotografiere inzwischen am liebsten bei leicht bewölktem Wetter, weil sich dann die Fellstrukturen im späteren Foto besser darstellen.

Eine übliche und allgemein bekannte Regel besagt:

Mit der Sonne im Rücken fotografieren
Das macht Sinn, wenn man „normale“ Fotos machen möchte. Mit der Sonne im Rücken wird keine Kamera in ihrer Belichtungsmessung irritiert. Das „gewisse Etwas“ erhalten Sie allerdings, wenn Sie gegen das Licht fotografieren. Hierbei sollten Sie aber keine sofortigen Erfolge erwarten, hierzu muss ein wenig experimentiert werden. Wenn Ihre Kamera diese Funktionen hat, machen Sie am besten mehrere Fotos mit unterschiedlichen Blendeneinstellungen. Die Automatik können Sie in dieser Situation getrost vergessen. Sie wird durch den Sonneneinfall grundsätzlich eine Überbelichtung anzeigen.

Ähnliches Experimentieren ist bei Sonnenauf- und –untergangsfotos angesagt. Wenn Sie Ihren Hund im Sonnenaufgang / -untergang fotografieren wollen, ist es sinnvoll, den Blitz einzusetzen. Wenn Sie die Belichtung auf den Hund korrekt einstellen, haben Sie im hinteren Bildbereich eine katastrophale Überbelichtung. Stellen Sie auf den Hintergrund korrekt ein, bleibt der Hund im Dunkeln. Das ist kurz gesagt die Problematik, der man entgegenwirken kann, indem der Hintergrund korrekt belichtet wird und der dunkle Vordergrund durch den Blitz aufgehellt wird. Bei vielen Kameras sind für diese manuellen Blitze jedoch zusätzliche Einstellungen notwendig. Siehe Bedienungsanleitung! Das zweite Problem, das sich bei diesen Aufnahmen stellt, ist die kurze Zeit, die Ihnen für korrekte Fotos bleibt. Sie müssen (!) zu einem Zeitpunkt fotografieren, zu dem die Sonne orange erscheint und das sind nur einige Minuten. Den Ort und den Stand der Sonne sollten Sie vorher "ausgekundschaftet" haben. Über den Aufbau des Fotos muss Klarheit bestehen, bevor Sie zum "Fototermin" aufbrechen. Oft sind mehrere Versuche an mehreren Tagen notwendig, denn der Hund muss auch mitspielen.

Schneefotos gehören ebenfalls in die Kategorie der etwas komplizierten Fotos. Schnee besitzt gerade bei hellem, sonnigen Wetter eine enorme Helligkeit. Hinzu kommt, dass ein weißer Hund im Schnee eben nicht „schneeweiß“ ist, sondern teilweise sogar cremefarben wirkt. Hier kommt noch hinzu, dass die Einstellungen der Maschinen bei den Fotoabzügen teilweise schlimme Ergebnisse abliefern. Die automatischen Abzüge von Negativaufnahmen werden durch einen Mittelwert bestimmt. Sobald extreme Aufnahmen auftauchen, kann sich dieser Mittelwert natürlich fatal auswirken. Wenn das Foto wirklich gut ist, lohnt es sich, einen „Handabzug“ in Auftrag zu geben. Dabei wird der Wert auf ein optimales Ergebnis eingestellt. Bei Schneefall sind oft die Lichtverhältnisse sehr schlecht. Ein Blitz ist in dieser Situation zwar möglich, jedoch werden die Flocken unnatürlich groß dargestellt. Auch bei Schneefotos sollte man sich nicht entmutigen lassen, wenn die ersten Ergebnisse nicht so positiv ausfallen, wie man es sich gedacht hat.

Verstoß gegen alle Regeln

Mut zum Risiko gehört zur Fotografie. Das im letzten Bereich abgebildete Foto von Fiala wurde auch von oben fotografiert. Für den Anfang machen die Regeln Sinn, da sie dabei helfen, Fotos mit korrekter Belichtung zu machen und Anfängerfehler zu vermeiden. Irgendwann beginnt man zu experimentieren und dabei entstehen interessante Fotos. Sobald man damit anfängt, sollten aber die Grundbegriffe der Fotografie wie der Einfluss der Belichtungszeit und Blende auf die Fotos, der Sinn des Blitzeinsatzes etc klar sein. Selbst eine Unschärfe kann gewollt sein und interessant wirken. Bestes Beispiel herzu ist die Bewegungsunschärfe, zu der ich bei der Sportfotografie noch kommen werde. Die Fotos wirken aber nur, wenn die Faktoren bewußt gewählt und gezielt eingesetzt werden.

Weitere Möglichkeiten der Fotografie

Portraitaufnahmen (Kopfstudien)

Kommen wir zurück zur Kamera – Portraitaufnahmen sind nicht unbedingt die Sache einer jeden Kamera. Es kommt darauf an, welchen Abstand Sie zum Hund halten MÜSSEN, um ein korrekt scharfes Foto zustande zu bekommen. Hierbei kommt es auch weniger auf den Hintergrund an, da dieser im optimalen Fall vollkommen unscharf ist. Dennoch sollte er natürlich keine störenden farblichen Kontraste aufweisen. Ein 70-mm-Objektiv ist im allgemeinen am geeignetsten für gelungene Portraits.

Portraitaufnahmen müssen nicht zwangsläufig von vorne gemacht werden, auch ein seitliches Kopfportrait eines aufmerksam in die Ferne schauenden Hundes kann interessant wirken. Besonders wichtig ist hier die Aufmerksamkeit. Diese lässt sich vergrößern, indem Sie zu zweit arbeiten und die zweite Person sich so stellt, dass der Hund zu ihr blickt. Ich mache diese Aufnahmen gerne mit Hilfe unserer Töchter, auf die die Hunde extrem fixiert sind.

Innenaufnahmen

Innenaufnahmen haben einige gravierende Nachteile, was aber nicht bedeuten muss, dass sie grundsätzlich nicht gelingen. Die Problematik liegt im Normalfall in den Lichtverhältnissen. Fast nie kommt man ohne Blitzlicht aus, was eine bestimmte Belichtungszeit bedingt und eine Farbverfälschung einbringen kann. Blitzfotos haben oft auch den „rote-Augen-Effekt“, was allerdings von einen Kameraherstellern inzwischen zum großen Teil beseitigt wurde. Der zweite Nachteil ist der Hintergrund. Bedingt durch die engen Räume ist der Hintergrund normalerweise unruhig und häufig störend. Innenaufnahmen eignen sich eigentlich eher für Momentaufnahmen, bei denen es auf die Situationskomik ankommt und nicht so sehr auf die Schönheit und die Bildgestaltung an sich.

Für Innenportraits benötigt man schon eine recht teure und umfangreiche Ausrüstung, da die Beleuchtung in diesem Fall korrekt abgestimmt werden muss. Dies ist eher ein Fall für ein Fotostudio, welches sich die Aufnahmen im Normalfall entsprechend bezahlen lässt.

Standaufnahmen / Aufnahmen für Anzeigen etc.

Einen stehenden, aufmerksamen Weißen Schäferhund zu fotografieren, ist gar nicht so einfach. Es sei denn, er beherrscht das Kommando „steh“ und /oder ist ein versierter Ausstellungsgänger. Trotzdem muss es nicht notwendigerweise so sein, dass er genau so steht, wie Sie es brauchen.

Es ist allerdings so, dass die meisten Züchter ihre Hunde gerne stehend auf dem Foto präsentiert haben möchten, da der Betrachter sich so ein Bild über das komplette Gebäude machen kann. Ein liegendes oder sitzendes Foto gibt da weitaus weniger her und eine Portraitaufnahme wird höchstens zusätzlich gemacht, um den Gesichtsausdruck zu unterstreichen und die Kopfform hervor zu heben.

Uns fasziniert es immer wieder, wenn Hunde, die über zig Prüfungen verfügen und eigentlich perfekt im Wort stehen müssten, mit Halsband – teilweise sogar mit der Kette um den Hals – und mit der Leine fotografiert werden. Manchmal sind noch die Beine des Besitzers zu erkennen. Um das Gebäude des Hundes beurteilen zu können, mag das ja egal sein, aber als „fotografischer“ Betrachter fände ich es viel, viel schöner, wenn der Hund frei ohne Leine und Halsband aufmerksam im Gelände steht.

Zugegeben, ein solches Foto zu machen, erfordert sehr viel Geduld und mehr als nur ein Foto. Den oben erwähnten gestellten Hund, der während des Fotos noch in Positur gehalten wird, kann man „mal eben zwischendurch“ ablichten, fast mit Geling-Garantie.

Dennoch – die Darstellung des eigenen Hundes sollte möglichst perfekt sein. Und wenn der Hund bereits diverse Prüfungen durchlaufen hat, müsste er in der Lage sein, auch im Gelände an der von Ihnen vorbestimmten Stelle für einige Minuten frei zu stehen. Wir haben solche Aufnahmen bereits mit mehreren Hunden gemacht und es gab fast nie Probleme, wenn man die notwendige Zeit und Geduld mitbrachte. Eine Anzeige dient der Werbung und daher sollte sie ansprechend und optimal sein. Eine Leine und eigentlich auch ein Halsband stört das natürliche Bild des Hundes und ist fast nie notwendig.

Ausstellungsfotografie

Die Fotos der Hunde im Ring, der Hunde auf dem Treppchen kennen wir alle. Ich habe zu Beginn den Blick für das Motiv angesprochen, als ich dazu aufforderte, auf Spaziergängen nach Hintergründen zu schauen. Das Gleiche gilt für Szenen. Wenn ich einen Fotografen mit Kamera im Anschlag sehe, schaue ich automatisch danach, was er fotografieren könnte. Vieles entgeht auch dem Blick eines geübten Fotografen und teilweise ist es auch interessant und lehrreich, mit „anderen Augen“ zu sehen. Gerade für diejenigen, die nur im Urlaub oder sehr selten fotografieren, lohnt sich dieser Blick allemal.

Im allgemeinen werden die Sieger fotografiert – diese Fotos werden veröffentlicht und das soll natürlich auch so bleiben. Die Hunde und auch die Besitzer haben es verdient. Trotzdem könnte diese Galerie etwas weniger verstaubt und trocken wirken, wenn sie durch Szenenfotos etwas aufgelockert würde.

Auf Ausstellungen gibt es Motive, die für zig Filme ausreichen. Diese findet man aber nicht im Ring, sondern am Rande. Die wild gestikulierenden Zuschauer, die mit der Platzierung so gar nicht einverstanden sind, die Aussteller, während sie den Katalog studieren, die Fachsimpeleien am Rande. Die Hunde, die fröhlich im Gras spielen, die unter dem Sonnenschirm liegen und die nichts auf der Welt mehr interessiert als der Kauknochen.

Mit einem entsprechenden Objektiv gibt es viel Lohnendes zu fotografieren. Es ist allerdings fast notwendig, mit einem Zoom zu arbeiten, wenn die Szene natürlich wirken soll. Auf eine gewisse Entfernung arbeiten zu können, hat den Vorteil, dass der Fotografierte nicht merken muss, dass ein Foto gemacht wird. Und das bringt – zumindest bei Menschen – eine positive Natürlichkeit in das Foto. Allerdings hat dieses den Nachteil, dass Sie recht gute Lichtverhältnisse benötigen.

Selten sind so viele Weiße Schäferhunde zusammen, warum nicht einmal mehrere Bekannte zusammentrommeln und versuchen, ein Gruppenfoto zustande zu bekommen? Eines kann ich garantieren: Wenn man es nicht bierernst nimmt, wird es für alle Beteiligten eine Mordsgaudi.

Hier wären wir schon beim nächsten Thema

Gruppenfotos

Abgesehen davon, dass es umso schwerer wird, desto mehr Hunde auf ein Foto „gebannt“ werden sollen, haben Sie noch mit ganz anderen Problemen zu kämpfen. Angenommen, Sie haben einen schönen Hintergrund und Ihre Hunde frei auf der Wiese herumlaufen. Jetzt wird sich Streu vom Weizen trennen und Sie können sehen, welche Hunde tatsächlich aufs Wort gehorchen und das für längere Zeit und unter Ablenkung. Es wird mehrere Versuche notwendig machen, bis Sie und die anderen Besitzer herausgefunden haben, welche Hunde man neben einander platzieren kann und für welche die Ablenkung zu groß ist. Sicherlich werden einige Besitzer auch der Meinung sein, mit auf das Foto zu müssen, da der Hund sonst nicht liegen bleibt. Dann ist es Ihre Entscheidung, den Besitzer mit auf das Foto zu nehmen, den Hund von vornherein auszuschließen, oder es mit diesem Hund zu versuchen, auf die Gefahr hin, dass er im Moment des Abdrückens aus dem Bild rennt.

Auf jeden Fall sollte das Ganze an einem ungestörten Ort stattfinden, denn manche Spaziergänger oder Unbeteiligte finden es unheimlich lustig, eine nach langen Mühen geordnete Gruppe mit einem „komm doch mal her“ in ein vollkommenes Durcheinander zu verwandeln.

Sie sollten sich bewusst sein, dass bei einem Gruppenfoto der einzelne Hund nicht mehr so zur Geltung kommt. Einer Gruppe ab 3 bis 4 Hunden muss geschickt platziert werden, um den Bildaufbau vernünftig zu gestalten. Das setzt ein wenig Erfahrung voraus und auch, dass die anderen Hundebesitzer sich Ihren Anweisungen fügen. Wenn Sie 7 oder 8 Hunde nebeneinander legen, haben Sie oben und unten einen riesigen Rand, die Hunde sind aber relativ klein abgebildet. Also muss man versuchen, einige Hunde zu setzen und andere davor zu legen, um das Bild mit möglichst viel „Hund“ auszufüllen. Fremde Hunde – so dicht bei einander – das ist selbst bei unseren Weißen ein Kunststück. Aber eins, das einen Versuch wert ist. Interessant wird es spätestens dann, wenn einige Hunde unbeteiligt in die Gegend gucken und aufmerksam gemacht werden sollen. Der Tonfall allein kann dazu führen, dass die Gruppe sofort in Richtung Fotograf stürzt, ohne dass dieser die Gelegenheit zum Auslösen hatte.

Wenn wir solche Gruppenfotos machen, machen wir normalerweise Serienfotos in der Hoffnung, dass die Hunde auf einem oder zwei Fotos alle freundlich in eine Richtung gucken. Aber das kennen Sie sicher auch von den Klassenfotos Ihrer Kinder: irgendwer guckt immer unglücklich.....

Welpenfotos

Wenn ein Welpe ins Haus kommt, wird meist auch die Kamera hervor geholt. Fatalerweise ist die Fotografie von Welpen, von den Actionfotos mal abgesehen, am schwierigsten. Ihr Welpe wird genau das tun, was er eigentlich nicht soll. Zunächst wird die Kamera seine Aufmerksamkeit erregen und bevor Sie abdrücken können, haben Sie bereits das Objektiv durch eine feuchte Nase getrübt. Es ist besser, den Welpen erst mit Schutzkappe vor dem Objektiv an das komische Ding zu gewöhnen und ihm vorsichtig beizubringen: Wenn fotografiert wird, bitte in Entfernung zum Fotografen möglichst unbewegt warten. Das ist nicht einfach, aber zu zweit und mit einigen Leckerlis haben wir es eigentlich immer recht gut geschafft.

Bei den Szenefotos ist es allerdings nicht ganz so wichtig, einen perfekten Bildaufbau zu bewerkstelligen. Hier zählt eher, die Kamera im richtigen Moment „schußbereit“ zu haben. Wenn das Umfeld dann auch noch stimmt, Gratulation.

Ich möchte Sie allerdings nicht entmutigen: Welpen haben sehr viele Ruhephasen und einen Welpen in einer solchen Situation abzulichten, ist recht einfach. Hierbei haben Sie auch die Zeit, Belichtung etc zu prüfen und verschiedene Blickwinkel auszuprobieren. Jedenfalls dann, wenn Sie es schaffen, leise und ruhig zu arbeiten. Der Familienfrieden könnte allerdings getrübt werden, wenn vor dem Auslösen ein Mitglied der Familie ahnungslos mit einem lauten Ruf „oooch, liegt der da nieeedlich“ ins Zimmer stürmt.

Ansonsten gilt für den Welpen das Gleiche wie oben, nur ist er leider, leider nicht erzogen und weiß mit Sitz und Bleib etc. nichts anzufangen. Bitte dran denken: der Welpe versteht nicht, was der Fotograf von ihm will. Wenn er mal „stillhält“, braucht er eine Portion Lob. Ich habe übrigens die Erfahrung gemacht, dass ein Welpe den Umgang mit der Kamera genau so schnell lernt wie andere Kommandos auch. Mit den Welpen, die in unserem Haushalt aufgewachsen sind, mussten wir wiederholt erstaunt feststellen, wie schnell und einfach gute Fotos zu realisieren waren. Das mag auch daran gelegen haben, dass sie die fotoerfahrene Fiala an seiner Seite hatten, an deren Verhalten sie sich normalerweise orientierten. Wenn Sie mit einem Welpen ein „gestelltes“ Foto machen wollen, machen Sie ihn vorher richtig müde, dann haben Sie am ehesten die Chance, dass er auch wirklich liegen oder sitzen bleibt.

Mehr noch als bei allen anderen „Kategorien“ kann man hier aber nichts auf die Schnelle machen, sondern braucht sehr viel Geduld und das Glück guter Gelegenheiten.

Actionfotos

Bei solchen Aufnahmen ist es schon fast notwendig, über eine bessere Kamera zu verfügen. Am besten eine, bei der Sie Einfluss auf die Belichtungszeit haben. Diese sollte wegen der starken Bewegung möglichst kurz sein. Das bedeutet aber gleichzeitig, dass ideale Lichtverhältnisse benötigt werden, weil in der Kürze der Zeit (bei derartigen Fotos 1/250 sec. oder noch kürzer im Gegensatz zu 1/60 sec. bei normalen Fotos) die gleiche Menge Licht einfallen muss, um eine optimale Belichtung zu garantieren. Bei derart kurzen Belichtungszeiten haben Sie allerdings auch keine Chance mehr, das Bild zu „verwackeln“. Eine Unschärfe entsteht allein durch die Bewegung des Hundes.

Das Foto wird, mit einer derart kurzen Belichtungszeit wie „eingefroren“ aussehen. Das heißt, obwohl der Hund rennt, sind der Hund sowie der Hintergrund gestochen scharf. Das wirkt im Foto später irgendwie falsch, ist aber die einfachste Möglichkeit, ein Actionfoto zu machen. Gerne verglichen wird der Effekt bei einem Wasserfall: wenn man diesen mit 1/500 Belichtungszeit fotografiert, sind sogar einzelne Wassertropfen sichtbar, wogegen bei 1/60 das Wasser als fließende (leicht unscharfe) Bewegung dargestellt wird. Es gibt ein Mittel gegen dieses Einfrieren, das ist das Mitziehen der Kamera. Sie ziehen Sie während des Auslösens mit der Bewegung Ihres Hundes. Dabei müssen Sie allerdings wieder eine längere Belichtungszeit wählen und möglichst nur zur Seite, nicht nach oben oder unten ziehen (hat wieder Unschärfe zur Folge). Am besten gelingen derartige Aufnahmen mit Stativ, aber wer schleppt das schon ewig mit sich herum???

Ein weiteres Problem bei Actionfotos ist die Einstellung der Schärfe. Beim Sprung zum Beispiel müssen Sie sich auf einen bestimmten Punkt konzentrieren und wenn der Hund sich dort befindet, exakt in diesem Moment auslösen. Reaktionszeit mit einkalkulieren.....

Zu guter Letzt muss man dann erfahren, dass das augenscheinlich perfekt gelungene Foto dann doch nicht perfekt ist, denn im Moment des Auslösens hat sich der Hund in einer Bewegungsphase befunden, die irgendwie unvorteilhaft aussieht. Dagegen gibt es nur eine – leider auch nicht immer greifende – Alternative: Serienfotos, in der Hoffnung, dass vielleicht eines korrekt ist.

Wenn ein Actionfoto gut gelungen ist, ist Ihnen die Anerkennung zumindest derer gewiss, die sich schon an diesem schwierigen Thema versucht haben. Nicht umsonst gibt es nur wenige solcher Fotos.

Nach dem Motto „es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“ sollte tatsächlich viel geübt und ausprobiert werden. Der Blick wird geschärft auch für unbedeutende Dinge, das ist eine Sache, die mir selber beim Fotografieren so gefällt.

copyright: Gaby von Döllen, 2002, überarbeitet 2004

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