Die zweite Freundin von Lumi wurde Ronja, eine Huskyhündin. Sie lief fast immer frei auf dem Grundstück und nach dem Tod ihres Partners war sie allein und ihr Frauchen stark darauf bedacht, ihr möglichst viel Gesellschaft zu gönnen. So brachte ich Lumi oft zum Spielen dorthin und die sehr dominante Ronja liebte Lumi heiß und innig. Die Worte "lauf zu Ronja" bedeuteten häufig einen 500-m-Sprint von Lumi. Sie war wirklich die Hündin, zu der Lumi den besten Draht hatte. Das zeigte sich deutlich am Freitag vor seinem Tod. Der Tierarzt war bereits benachrichtigt, ich wusste, dies würde die letzte Tour sein und irgendwie stand ich mit Lumi vor Ronjas Pforte. Als ich sah, wie sich die beiden Hunde verabschiedeten, bekam ich das große Heulen. Ich traute mich nicht mehr, sie zusammen zu lassen, weil Lumi bereits einige aggressive Phasen hatte. So standen sie, getrennt durch den Zaun und leckten sich die Schnauzen. Als ich Lumi an die Leine nahm, um weiter zu gehen, setzte Ronja sich und begann zu heulen. Es klang so schaurig-schön, dass ich fassungslos daneben stand. Mein Verstand sagte mir: das kann nicht sein, der Hund kann nicht wissen, was ich weiß. Mein Gefühl sagte mir: sie wussten es. Beide.
Als ich einige Tage später mit Fiala bei Ronja vorbei fuhr, hatte ich eine Idee. Fiala und Ronja hatten sich immer bekämpft. Bei beiden sträubte sich das Rückenfell, sobald sie die andere witterten. Ronja kam an den Zaun und wedelte zögernd. Fiala wirkte einen Moment unbeteiligt, schnüffelte in der Gegend herum und ging dann an den Zaun. Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen: sie wedelte ebenfalls verhalten und schleckte Ronja über das Maul.
Mit Fiala lieferte er sich mit zunehmenden Alter Rangeleien. Fiala war und blieb aber die Tonangebende, obwohl sie in den letzten Monaten Schwierigkeiten hatte, sich durchzusetzen. Lumi war ihr an Körperkraft und Größe weit überlegen, aber Fiala glich das häufig durch Wenigkeit und Intelligenz wieder aus. Sie akzeptierten sich gegenseitig, die große Liebe wurde es aber nie. Eher akzeptierten sie die Unvermeidlichkeit des Zusammenlebens.
Auch unter den Weißen Schäferhunden hatte er Freunde. Durch die weiten Anfahrten waren die Treffen aber begrenzt. Nur Greif und Queenie sowie die Samojedendame Yeti waren einige Male bei uns zu Besuch und lernten den Lumi bereits als schlapp- und schlitzohrigen Welpen kennen. Über diese Erlebnisse werde ich im Folgenden noch berichten.
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