Unsere "Schneeflocke" Lumihiutale

Eine Geschichte für sich.... Ernie:

Ernie gehörte unbedingt zu Lumis Leben. Ernie ist ein rotzfrecher Kater aus unserer Strasse, der wirklich vor nichts zurück schreckt. Er läuft mit jedem mit, er rennt in jedes Haus und wurde schon aus fremden Betten geholt. Ernie hat ein gutes Zuhause, aber er läuft, wie alle Katzen hier, auch sehr viel frei draußen herum und verfügt über eine unbeschreibliche Dreistigkeit.

Lumi hasste Ernie. Dummerweise wohnt er direkt neben den Freunden unserer Kinder und entsprechend häufig waren auch die Treffen zwischen Lumi und Ernie. Einmal jagte Lumi Ernie morgens um halb sechs durch die Vorgärten. Mit wildem Gebell. Nun hat Ernie gegenüber fast allen Katzen ein großes Handicap. Er kann nicht gut klettern. An diesem Morgen schaffte er es allerdings auf den nächsten Baum.

Ich brauchte Ernie noch gar nicht gesehen zu haben. An Lumis Verhalten war zu merken, dass er in der Nähe war. Im letzten Sommer, als die Kinder im Garten spielten und wir Mütter zusammen standen, lag Lumi abgelegt auf der Auffahrt und vertilgte Ameisen. Von hinten sah ich Ernie heran schleichen. Instinktiv fasste ich die Leine fester und zischte Lumi ein "bleib liegen" zu. Der wusste noch gar nicht, was los war, wohl aber Ernie. Ernie kam langsam heran. Wir Erwachsenen hielten den Atem an. Lumi zitterte, jeder Muskel war gespannt, damit er in einem unbeachteten Moment los springen konnte. Noch war da aber eine Leine. Ernie war nur noch drei Meter von uns entfernt, als er sich vor Lumis Nase hinsetzte. Lumi warf mir einen fragenden Blick zu. "Wage es nicht, Lumi! Platz und Bleib!" Sein Zittern nahm zu, der gesamte Hund bestand nur noch aus Spannung. Ernie wusste anscheinend genau, was er tat. Er legte sich auf den Rücken und räkelte sich, wobei er Lumi nicht aus den Augen ließ. Dem tropfte inzwischen der Speichel aus dem Maul. Es dauerte einige Minuten, bis Ernie sich trollte und Lumi Gelegenheit hatte, sich etwas zu entspannen.

Nicht immer sah ich Ernie als erste. Manchmal gab es auch für ihn heikle Situationen zu überstehen, nämlich wenn Lumi unangeleint war. Ernie hat jedoch alle Jagden heil überstanden und Respekt hat Lumi ihm in den Monaten nicht beibringen können. Wir mussten immer damit rechnen, dass Ernie bei uns direkt vor der Haustür saß.

Zugpferd Lumi

"Nur"-Spaziergänge fand er eigentlich immer ziemlich öde. Lumi wollte Abwechslung, selbst wenn die mit Arbeit verbunden war. Er war noch kein Jahr alt, da reichten ihm die Spaziergänge und Tollereien mit Fiala nicht mehr aus. Er war unausgeglichen und wollte noch mehr rennen. Zeit, ihn an Fahrradtouren zu gewöhnen. Zunächst langsam, mit geschobenen Fahrrad, dann kurze Strecken an der Leine. Nach den ersten Übungen war klar, was Lumi wollte: ziehen. Ein kurzer Zuruf und er startete durch.

Von Fiala kannte ich das nicht. Im Gegenteil, sie mag zwar Fahrradtouren, aber sie muss frei laufen. An der Leine läuft sie so weit wie möglich hinter dem Fahrrad her, mit gesenktem Kopf, so dass Außenstehende das Gefühl haben müssen, wir quälen unseren Hund. Erst wenn man sie ableint, "erwacht" sie. Das machte die Touren am Fahrrad mit den beiden Hunden aber nicht leichter. Lumi zog wie ein Elch nach vorne und Fiala hing ungefähr 2 m hinter dem Fahrrad zurück. Auf dem Fahrrad saß ich, die eine Leine nach vorne in der linken, die zweite Leine nach hinten in der rechten Hand. Ein wagemutiges Unterfangen, das man nur wagen konnte, wenn man sich auf verlassenen Straßen befand. Meine Horrorvorstellung in einer solchen Situation war ein die Straße überquerender Ernie.

Ich kaufte also ein Brustgeschirr und die Fahrradtouren waren fast alle eine Abwechslung und ein Erlebnis für uns alle. Es sei denn, es passierte etwas. So wie im Frühjahr 2001, als Lumi seine Freundin Ronja im Garten erblickte. Er lief rechts am Fahrrad an der Leine, kreuzte vor dem Fahrrad nach links, ich musste hart in die Bremse treten, um ihn nicht zu erwischen. Fiala suchte ihr Heil in der Flucht nach vorn, um nicht von dem schlingernden Fahrrad getroffen zu werden. Ich versuchte, den Ruck irgendwie auszubalancieren und Lumi fest zu halten, da sich ein Rivale bei Ronja befand. Ich konnte Lumi nicht bremsen. Er zog mich samt Fahrrad zu Ronja. Dort am Zaun kam das Fahrrad zum Stehen und ich hing, Lumis Leine immer noch krampfhaft festhaltend, halb über dem Fahrradlenker und halb über dem Zaun. Das Ganze lief mit derart viel Schwung ab, dass der Arm noch ein halbes Jahr später bunte Flecken aufwies. Fortan stieg ich 50 m vor Ronjas Grundstück vom Fahrrad oder ließ Lumi an dieser Stelle von vornherein frei laufen.

Bereits im ersten Winter, da war er 7 Monate, durfte er den Schlitten unserer Lilja ziehen. Er machte das mit Begeisterung, allerdings nicht immer in die gewünschte Richtung.... Im Frühjahr entstaubten wir unseren alten Bollerwagen und konstruierten ein Geschirr, das es möglich machte, Lumi einigermaßen zu lenken und ihm andererseits nicht die Kraft zum Ziehen zu nehmen. Der Bollerwagen war im letzten Frühjahr häufig im Einsatz, Lumi war der Liebling der Kindergartenkinder, die er im Bollerwagen durch die Gegend fuhr. Wenn der Bollerwagen hervor geholt wurde, stand er bereits wedelnd bereit, sich das Geschirr anlegen zu lassen. Allerdings hätte ihm eine vernünftige Ausbildung zum Zughund gut getan. Ich erinnere mich an einen Nachmittag, als Lilja und ihre kleine Freundin Nadja im Bollerwagen saßen und wir langsam dahin spazierten. Malin hatte gerade Fahrrad fahren gelernt und fuhr mit ihrem Freund Kenny übermütige Runden. Bis sie auf die Idee kamen, dass der Bollerwagen die Prinzessinenkutsche sei und diese Kutsche dringend ritterlichen Begleitschutz brauchte. Sie fegten mit ihren Fahrrädern links und rechts an uns vorbei und Lumi, der sein Rudel aufgelöst glaubte, riß mir die Leine aus der Hand und galoppierte hinterher. Dabei irritierte ihn allerdings der Bollerwagen, er verfing sich in der Deichsel und landete samt Wagen einige Meter vor mir im Graben. Die Leine war schnell ausgehakt, so dass Lumi sich wieder frei bewegen konnte. Er schüttelte sich und schaute dann seelenruhig zu, wie Malin, Kenny und ich den Wagen aus dem Graben holten. Lilja und Nadja sind vom Temperament her glücklicherweise ebensolche Draufgänger, so dass sie dieses Abenteuer eher spannend als gefährlich gefunden hatten. Als wir den Wagen wieder auf der Strasse hatten, stand Lumi bereits wieder davor, bereit, sich anspannen zu lassen. Ich ließ ihn noch einige Meter ziehen, bevor ich ihn für diesen Tag aus der Pflicht entließ.

Später im Jahr nutzten wir den Bollerwagen zum Blumenholen und für viele Ausflüge. Kurz vor Weihnachten brach die Deichsel. Wir müssen ihn im Frühjahr reparieren. Vielleicht.

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