Die Zeit mit Karhus Papa

Quijote von der Hohensyburg

Vom 1. April bis Mitte Dezember 1999 wuchs Quijote in unserer Familie auf. Danach brachten wir ihn zu seinen Besitzern, unseren Freunden Benite und Leif Marklund, nach Örbyhus in Schweden. Als mehrfacher Ausstellungschampion wurde er in den Folgejahren erfolgreich in der Zucht eingesetzt, ohne die Zucht mit 'Quijote-Babys' zu überschwemmen.

Zu Beginn möchte ich kurz die Geschichte erzählen, wie wir zu unserem Qujote, der eigentlich gar nicht unser Quijote ist, kamen. Der Anfang ist wohl die Freundschaft, die uns mit der Förening Vit Schäfer bzw deren Vorstand verbindet. Sie entstand aus einem Briefkontakt, einem späteren Treffen in Göteborg und der Tatsache, dass sich hier Gleichgesinnte (=Verrückte???) in Sachen Weiße Schäferhunde getroffen hatten. Die Quarantäne war gerade aufgehoben, wir gehörten mit zu den ersten, die für Fiala die immer noch strengen Importvorschriften erfüllten und unseren Hund nach Schweden brachten. Die dortige Zucht war bis dato mehr oder minder isoliert. Begeistert von "unseren" Weißen, kam schon bald die Idee nach einem Import und so reisten 1998 zunächst Bonny von Dennhausen, eine bereits 2jährige Hündin und Jerry-Lee of White Valley aus Österreich nach Schweden. Jerry Lee (Jlee) war ebenfalls ein Welpe, aber die Züchterin behielt ihn, bis sämtliche Importpapiere beisammen und sämtliche Untersuchungen gemacht waren. Im Oktober 1998 war die tränenreiche "Übergabe" bei uns - auf halber Strecke.

Im Januar 1999 nahmen wir eine Einladung nach Schweden an und trafen "unsere" Bonny und Jlee wieder. Beim abendlichen Plausch inmitten von Weißen Schäferhunden kam die Sprache auf die geplante Verpaarung von Inka von der Hohensyburg mit dem "Engländer" Why not White Alsatian Max, die sofort auf reges Interesse stieß, hatte man doch selber bereits einige Reisen nach England unternommen, um neue Zuchthunde zu importieren. Somit konnten unsere Freunde einschätzen, was es bedeutete, einen HD-freien englischen Rüden zur Verfügung zu haben.

Die "Problematik" waren und sind die Einfuhrbestimmungen. Diese Vorschriften zu erfüllen bedeutet, dass der Hund mindestens ein Alter von 8 Monaten hat, wenn er importiert werden kann. Die 6 Monate zu überbrücken ist nicht so einfach, denn gerade in dieser Zeit erfordert ein Welpe sehr viel Zeitaufwand und Erziehung. Die Tatsache, dass der Hund nach ca. 6 Monaten wieder abgegeben werden muss, macht das Ganze nicht einfacher.

Dennoch erklärten wir uns bereit, den Kleinen für diese Zeit aufzunehmen und zu versuchen, einen "anständigen" Hund aus ihm zu machen. Für uns bedeutet es eine "Probezeit", um zu testen, ob unsere Familie einen weiteren Familienzuwachs "verkraftet". Nach dem Umzug nach Worpswede haben wir genügend Platz für einen zweiten Hund, aber so recht konnten wir uns bisher nicht durchringen.

Max ist mein auserkorener Lieblingsrüde, da wir maßgeblich an Kontakt und Kauf beteiligt waren. Einen Hund mit einer neuen Linie zu finden, kostete uns ungefähr zwei Jahre an Nachforschungen. Als Max zu Beate Behlen kam, konnten wir leider nicht live dabei sein, aber seine Entwicklung verfolgten wir natürlich gespannt. Umso größer die Freude, dass er sich tatsächlich zu einem hervorragenden Rüden entwickelte. Als feststand, dass ein Welpe der "Q's" bei uns einziehen würde, waren wir natürlich um so gespannter auf die Kleinen. Bereits mit einer Woche durften wir uns die Nachkommen von Inka und Max ansehen. Nach vier Wochen besuchte uns Benite und durfte sich aus den drei Rüden "ihren" Quijote aussuchen. Gut, dass sie den weiten Weg aus Schweden gemacht hatte, denn wir hätten Quincy für sie ausgesucht.

Quijote verläßt seine Mutter

Ende April waren die Welpen des Q-Wurfes 8 Wochen alt und Mama Inka durchaus bereit, sie ziehen zu lassen, waren die spitzen Zähnchen doch nicht unbedingt angenehm beim Saugen. Die ersten Welpen verliessen in der Woche ihr Zuhause, am 2. Mai waren nur noch 3 Kleine dort.

Wir hatten mit unserem Kleinen drei Stunden Fahrt vor uns. Entsprechend hatte er morgens nichts zu fressen bekommen. Als ahne er, was auf ihn zukommt, verkroch er sich in die hinterste Ecke. Aber er konnte natürlich nichts gegen uns Menschen ausrichten, die mit der festen Absicht gekommen waren, ihn mitzunehmen. Ein kurzes Abschiedsfoto mit den Geschwistern wurde noch gemacht, dann war er allein auf meinem Arm.

Der Kleine wand sich wie ein Aal und mit seinen beachtlichen 11 kg war es nicht einfach, ihn nicht fallen zu lassen. Wir wurden darauf hingewiesen, dass er das auf-den-Arm nehmen nicht mag, seitdem er tätowiert wurde und das wohl weh tat. Ein Vertrauensbruch, den er noch nicht überwunden hatte. Gut, wenn man vom Züchter auf solche Feinheiten hingewiesen wird, dann kann man sofort Maßnahmen ergreifen. Leckerlis gab es fortan nur noch auf dem Arm.

Quijote verbrachte die meiste Zeit der Fahrt schlafend an meinen Füßen. An einer Raststätte machten wir kurz halt und wurden bestaunt. Gegen drei Uhr nachmittags trafen wir zu Hause ein. Wie geplant, denn unser Kleiner sollte noch genügend Zeit haben, sich an seine neue Umgebung und vor allem an die Hausherrin, unsere Fiala, zu gewöhnen. Die beiden verstanden sich zwar nicht perfekt, aber man konnte damit leben.

02.05.1999

Mit Fiala schloß er eine Art "Waffenstillstand", die beiden ignorierten sich am ersten Tag vollkommen. Fiala lag in der einen, Quijote in der anderen Ecke. Näherte er sich ihren angestammten Plätzen, gab sie ein warnendes Knurren von sich, er zog sich sofort wieder zurück. Überhaupt wirkte er am ersten Tag sehr müde und zurückhaltend. Er weigerte sich, zu spielen, er lief nur wahllos in der Gegend herum und wirkte sehr irritiert über das, was da mit ihm geschehen war.

Der erste Spaziergang fand ohne Leine statt. Ich versuchte kurz, ihn anzuleinen, aber er geriet sofort in Panik und versuchte, sich aus dem Halsband zu winden. Verzweiflungstaten brauchen am ersten Tag wirklich nicht zu sein. Er war auch derart anhänglich, dass man eher Gefahr lief, ihn über den Haufen zu rennen, weil er am Bein klebte, als dass ein Auto ihn in zwei Meter Entfernung hätte überfahren können. Traute er sich mal einen Meter weg, lief er - sobald er sich bewußt wurde, dass er die schützende Umgebung verlassen hatte - sofort wieder zwischen unsere Beine. Der Spaziergang wurde zur Stolpertour. Auf einer großen Wiese spielten wir alle ein bißchen, er wurde auch zusehends mutiger. Auf dem Rückweg hielt er sich aber wieder an uns, als hätte er Angst vollends verloren zu gehen.

Von Stubenreinheit reden wir besser noch nicht. Kaum vom Spaziergang zurück gekehrt, pieselte er in den Hausflur. Unbemerkt, versteht sich, denn wir waren mit unseren beiden Kindern beschäftigt. Grimmig wischten wir die "Bescherung" weg und schworen uns, unseren Hund nicht mehr aus den Augen zu lassen. Er versteckte sich in der Küche und machte dort sein Häuflein.

Die 1. Nacht

Für die Nächte hatten wir uns für Quijote etwas Besonderes ausgedacht. Schließlich waren wir gerade umgezogen und wollten nicht unbedingt am Morgen nach Hinterlassenschaften unseres Hundes suchen. Von vielen Besitzern hatten wir schon gehört, dass sie für die ersten Wochen auf Flugboxen ausweichen, in denen der Welpe die Nacht verbringt. Diese erschienen uns aber zum einen zu teuer und zum anderen viel zu klein.

Das Kinderbett unserer jüngsten Tochter (ausrangiert und eigentlich bereits für den Sperrmüll gedacht) wurde kurzerhand umfunktioniert. Die Gitterstäbe machen es ihm unmöglich, das Bett zu verlassen, ausgelegt mit alten Bettlaken wurde es zu einem bequemen Nachtlager. Fanden wir. Das Bett stellten wir ins Schlafzimmer, da Fiala auch dort ihre Decke hat und wir so sofort hören, wenn Quijote unruhig wird. Unsere Rechnung ging mehr oder weniger auf. Er hat sein "Bett" nie beschmutzt, sondern er begannt zu quietschen, wenn er raus mußte. Mitten in der Nacht aufstehen und den Welpen hinausbringen - das gehört nun einmal zum Los des Welpenbesitzers.

Leider war Quijote vom Bett nicht so überzeugt. Wütend begann er zu quietschen und zu bellen, als wir ihn dort hinein setzten. Es war weit entfernt vom Jaulen und Weinen nach der Mama oder den Geschwistern, nein, Quijote war stinksauer, dass er dort nun die Nacht verbringen sollte. Er machte fast die ganze Nacht Terror und wir waren glücklich, dass unsere Töchter einen so festen Schlaf hatten.

Dabei brauchte er nur wenige Stunden dort zu verbringen, da Peter normalerweise bis spät in die Nacht arbeitet und ich wegen meines frühen Arbeitsbeginns bereits um kurz vor 5 Uhr morgens aufstehe. Trotzdem, zweimal mussten wir unser 11-kg-Baby die Treppe hinunter schleppen.

Der 2. Tag

Der folgende Tag lief schon weitaus ruhiger ab. Allerdings mußten wir feststellen, dass Quijote nicht zu den Autofahrer-Hunden gehört, zu denen auch Fiala zählt. Wenn sie "Auto" hört, sitzt sie im Kofferraum. Egal, ob es unser Auto ist oder das Postauto. Somit hatten wir die Tatsache auch gar nicht eingeplant, dass ein Hund kein Auto mag. Dennoch konnten wir es ihm nicht ersparen, denn unsere Tochter muss morgens in den Kindergarten gefahren werden, der ist 17 km entfernt. Da ich arbeite, müssen die Hunde mit. Quijote war entsetzt und jaulte und bellte die ganze Fahrt ohne Unterlaß. Es half nichts, da mußte er durch, auch wenn wir sonst versuchen, Rücksicht zu nehmen. Hier war es nicht möglich.

Ausser dieser Autotour gab es keine besonderen Vorkommnisse, denn wir hatten die ganze Woche Ruhe "verordnet". Quijote sollte sich in aller Ruhe an seine Umgebung gewöhnen können. Erst am Wochenende wollten wir ihn an andere "Einflüsse" gewöhnen.

Die 2. Nacht

Es ging ebenfalls schon sehr viel ruhiger zu. Quijote bellte kurz, als er ins Bett sollte, legte sich dann aber hin und schlief ein. Er schlief durch, hatte es aber morgens umso eiliger.

03.-06.05.1999

Langsam stellten wir Veränderungen in seinem Verhalten fest. Quijote wurde selbstbewußter, er forderte Fiala zum Spielen auf, deren Begeisterung sich darüber aber in Grenzen hielt. Da er sehr anhänglich war und sich nie weit von uns entfernte, ließen wir ihn auch in den Garten, der noch nicht eingezäunt ist. Dort fand er schnell einen Lieblingsplatz. Er liegt unter unserer Terrasse und es ist ein echtes Problem, ihn abends von dort weg zu locken. Nur mit großen Mengen Käse und anderen Leckerlis ist das möglich.

Damit wären wir beim Futter. Wir verwendeten weiterhin das Futter der Züchterin und hatten keine Probleme mit Durchfall o.ä. Normalerweise sollte der Welpe in der ersten Woche auch auf jeden Fall dem Tierarzt vorgestellt wurden. Wir verzichteten darauf auf Grund unserer persönlichen Freundschaft zur Züchterin und unserer genauen Kenntnis der Aufzuchtbedingungen. Aber das ist wirklich ein Sonderfall, jedem Welpenkäufer sei der Gang zum Tierarzt zu empfehlen.

Quijote machte sich nun auch auf Spaziergängen selbständig, kam aber auf Zuruf zurück. Somit bekam er gleich seine ersten Erziehungslektionen. Wenn er nach dem Ruf des Namens zurück kam, gab es sofort überschwengliches Lob. Er hat zudem noch die Angewohnheit (von Fiala abgeschaut?) sich sofort hinzusetzen, wenn er bei uns ist. Also wurde auch diese Eigenart sofort mit dem Kommando "Sitz" verbunden. Was der Hund in diesem Alter sowieso schon aus eigenem Antrieb tut, kann man ebenso gut gleich mit dem korrekten Kommando verknüpfen. Desto mehr ist es später in Fleisch und Blut übergegangen. Gewarnt sei nur davor, den Hund bereits in diesem Stadium "korrekt" erziehen zu wollen. Dem Gewinn des Vertrauens ist auf jeden Fall das größte Gewicht beizumessen.

Die Sache mit der Sauberkeit

Quijote brachte uns in den ersten Tagen fast zur Weißglut. Wir konnten noch so lange spazieren gegangen sein, kaum waren wir wieder im Haus, pieselte und sch... er in den Flur. Gut, wir waren darauf vorbereitet, der Hund wurde gepackt und hinaus geworfen. Mit dem entsprechenden Kommentar. Er lernte schnell und "meldete" sich bereits nach zwei Tagen. Natürlich ging noch einiges schief und es dauerte - aber das soll jetzt kein Maßstab sein - ca. 7-10 Tage, bis er zuverlässig Bescheid gab, wenn er hinaus mußte. Wenn wir darauf nicht reagierten, weil er z.B. gerade draußen gewesen war und nun schon wieder mußte - ja, dann waren wir selber schuld, oder?

07.05.99

Genug gewöhnt - jetzt kommt die große weite Welt!

Wir waren der Meinung, dass er sich selbstbewußt genug zeigte, um ihm einige Neuheiten bieten zu können. Unsere nächst gelegene Ortschaft Worpswede ist ein nettes Dorf - auf Grund seiner Bekanntheit als Künstlerdorf, allerdings normalerweise am Wochenende recht belebt. Wir machten mit den beiden Hunden (und den beiden Kindern - Streß!) einen kleinen Spaziergang, mußten aber feststellten, dass Quijote sich von Autos nicht beeindrucken liess. Im Eiscafè liess er sich von allen Besuchern und auch von den Inhabern sofort streicheln und genoss die Aufmerksamkeit sichtlich.

Den Kommentar "um Gottes Willen, keinen Weißen" überhörten wir - es war klar, dass die Verantwortlichen anschließend mit einem Deutschen Schäferhund an der Leine an uns vorbei spazierten.

08.05.99 Welpenspielgruppe

Glück hatten wir, dass auf dem Hundeplatz, auf dem ich mit Fiala die Kurse absolviere, auch ein Welpenkurs angeboten wird. Im letzten halben Jahr konnte ich - da die Kurse parallel laufen - bereits beobachten, wie es dort abläuft, so dass ich Benite vorschlug, Quijote dort teilnehmen zu lassen.

Quijotes Verhalten war in den letzten Tagen recht zuverlässig selbstbewußt gewesen, so dass wir uns wirklich wunderten, dass er vor den vier Welpen zurückwich und versuchte, zu entkommen. Zitternd stand er zwischen meinen Beinen und suchte sichtlich Schutz. Den ich ihm gerne gewährte, denn er soll ja Vertrauen zu uns haben. Vielleicht war es die Tatsache, dass wir Fiala von ihm getrennt hatten (in diese Umzäunung dürfen nur Welpen), vielleicht war er einfach das erste Mal ganz allein. Es dauerte ca. 5 Minuten, bis er begann, mit einer Retrieverhündin zu spielen. Er kroch zwar zwischendurch immer wieder zwischen meine Beine (wobei es ihm aber egal war, ob ich es war oder ein anderer Besitzer), aber die Abstände solcher Zufluchten wurden immer länger. Nach ca. 20 Minuten war ich vollkommen "abgemeldet" und die Welpen kullerten alle bunt durcheinander. Peter löste mich ab und ich widmete mich Fiala und ihrem Kurs.

Leider scheint auch dieser Welpenkurs nicht optimal, denn die Trainerin versucht den Kleinen bereits Fuß und Platz - Bleib beizubringen, was unserer Meinung nach viel zu früh ist. Trotzdem sind wir der Meinung, dass ein solcher Kurs sinnvoll ist, schon allein deshalb, weil die Welpen miteinander spielen und toben können und so miteinander soziales Verhalten üben können.

09.05.1999 Pferderennen

Der nächste Schritt. Eigentlich hatten wir geplant, dass nur Quijote mitkommen sollte, da Fiala in manchen Situationen recht ängstlich reagiert und wir nicht möchten, dass sich Quijote dieses Verhalten abschaut.

Unsere Hunde versetzten uns in Erstaunen - es war nicht möglich, die beiden zu trennen. Quijote legte sich hin und wäre nur mit Gewalt zu bewegen gewesen, sich vom Fleck zu rühren. Fiala blickte mich durch die Glasscheibe so traurig an.... Na gut, also beide.

Die Stunde Fahrt war wohl zuviel für unseren Anti-Autofahrer Quijote. Als wir ankamen, durchzog ein penetranter Geruch das Auto. Unsere jüngste Tochter Lilja (1 ½) hatte ich zu Unrecht in Verdacht. Quijote war der Übeltäter und die Decke im Kofferraum konnte nur noch durch beherztes "Verkleinern" (es lebe der Erste-Hilfe-Kasten") halbwegs gerettet werden. Gut, dass auch eine Wasserflasche im Kofferraum lag, so konnte der größte Teil der Bescherung gesäubert werden.

Das fing ja gut an..... die beiden Hunde danach allein unter Kontrolle zu halten, war ebenfalls nicht einfach. Die Galopprennbahn war gut besucht, aber die Menschenmengen machten Quijote nichts aus -im Gegenteil, waren sie doch eine gute Gelegenheit zu zusätzlichen Streicheleinheiten. Da er aber kreuz und quer lief (wir waren aber froh, dass er die Leine überhaupt so problemlos akzeptierte), setzte ich mich lediglich mit den beiden Hunden ins Gras und verbrachte dort die nächsten drei Stunden. Lautsprecherdurchsagen, vorbei galoppierende Pferde, klatschendes, brüllendes Publikum, all diese Geräusche sollte er kennen lernen. Quijote zog es vor, sich auf die Seite zu legen, zwei von den drei Stunden verbrachte er im Tiefschlaf. Er gab nur ein wohliges Knurren von sich, wenn einer der Besucher in am Bauch kraulte.

Ich war zufrieden mit dem Tag, dem Verhalten von Quijote und wie das in solchen Situationen manchmal so ist, wurde Quijote unvermutet von einem ausgewachsenen Boxer angeknurrt, was ihn zur Flucht bis ans Ende der Leine veranlaßte. Und den Besitzer des Boxers zum Kommentar "so sind sie nun mal, die Weißen, ängstlich bis zum Dorthinaus". Ein dickes Fell sollte man sich als Besitzer eines Weißen schon anschaffen - Vorurteile begegnen einem überall. Dabei hatte kurz vorher das Verhalten unserer Hündin eine Besucherin zu dem Kommentar veranlaßt "ist das eine tolle Rasse, so friedlich!". Anlaß zu dieser Bemerkung, war ein fremdes zweijähriges Mädchen, das - durch Quijotes Gleichgültigkeit mutig geworden - sich an Fiala heran wagte und ihre ersten Vokabeln ausprobierte. Erst piekste sie ihr in die Nase "Da-Nase", dann in die Augen "da-Auge" und anschließend stülpte sie ihr den Hut unserer Tochter über die Ohren.

Das war eines der Erlebnisse, die mir zeigen, dass wir uns damals für die richtige Rasse entschieden haben.

Dienstag, 11. Mai 1999

Im Rhododendronpark

Da Quijote sich anscheinend aus Menschenmengen und ungewohnten Geräuschen nicht viel machte, verabredeten meine Freundin und ich uns zur Fotosession in einem großen Rhododendronpark. Jetzt, zur Blütezeit, tobt dort der Bär, aber wir wollten einige schöne Fotos machen - einerseits für unseren Kalender, andererseits auch für Benite und Leif, denen die schönste Zeit ihres Hundes - die Welpenzeit - entgeht. Wir wollen ihnen zumindest mit Fotos einen kleinen Eindruck verschaffen.

Quijote machte sich auch als Modell sehr gut. Besonders, als er müde wurde und sich so legen ließ, wie wir es wollten. Mit meinen beiden Töchtern (4, 1 ½) und den beiden Hunden zogen wir sehr viel Aufmerksamkeit auf uns, manchmal mehr als uns lieb war. Irgendwer - Kind oder Hund - war meistens in irgend einem Rhododendronbusch verschwunden. Nach zwei Stunden kamen wir mit ca. 60 Fotos und einem todmüden Quijote (der Arme war so fertig, dass er getragen werden mußte) zurück.

Aber auch hier hatte Quijote sich seine Streicheleinheiten geholt. Wenn er ohne Leine läuft, kann er recht penetrant sein, er streicht den Menschen so lange katzenähnlich um die Beine, bis sie entweder hinfallen oder sich freiwillig bücken und ihn streicheln.

Vatertag - der 13. Mai 1999

Die Kinder abgegeben und hinaus an das Meer! Eigentlich hatten wir einen bereits lang geplanten Besuch des Schiffahrtsmuseums durchführen wollen. Als wir mit unseren beiden Hunden in Bremerhaven ankamen, machten wir zunächst einen Spaziergang. Es kam, wie es kommen mußte, wir hätten es ahnen müssen. Fiala sah nur Meer und war weg. Quijote blickte ihr etwas ungläubig nach. Sie, die sich nie zum Spielen ermutigen läßt, fegte wie eine Verrückte in Richtung Wasser und tobte herum. Quijote ging vorsichtig an das Wasser, blickte das Wasser an, dann die tobende Fiala. Er nahm Anlauf ... und sprang ebenfalls hinein. Ein kleiner Dackel komplettierte die fröhliche Runde und wir verbrachten über eine Stunde am Strand.

Als wir der Meinung waren, die Hunde müßten jetzt wirklich müde sein, brachten wir sie zum Auto und gingen selber ins Museum. Nach dem Besuch, der reichlich kurz ausfiel, weil die Hunde am Strand und die Lichtverhältnisse, einfach alles perfekt war, kehrten wir zum Strand zurück. Allerdings war das Meer jetzt weit zurück gewichen und Fiala und Quijote versanken bis zum Bauch im Watt. Was ihnen aber nichts ausmachte. Mit zwei quer gestreiften Hunden gingen wir schließlich nach einer weiteren Stunde zurück zum Auto. (Das heute noch nach Fisch riecht).

Auch das Meer hat unserem Kleinen also gefallen. Gut so, denn in Schweden wird er mit Wasser wohl noch öfter Bekanntschaft machen. Schweden.... denken wir nicht an den November, bereits heute mag ich ihn nicht wieder hergeben!

Freitag, 14. Mai 1999

Heute wurde der Tierarztbesuch nachgeholt. Noch zeigte er keinerlei Angst vor der Praxis, lief sofort ins Behandlungszimmer. Da sonst kein Patient dort war, hatten beide Tierärzte sehr viel Zeit für ihn und beschäftigten sich ausgiebig mit ihm. Er genoß es, wenn er auch die Zähne nicht zeigen wollte. Das verschoben wir auf das nächste Mal. Bis dahin werden wir es täglich üben!

Bei Fiala war der erste Besuch allerdings auch kein Problem, beim zweiten mußten wir sie bereits stark überreden, das Haus zu betreten. Von daher bleibt es abzuwarten, wie Klein Quijote das Erlebnis eingeordnet hat. Da Fiala Tierarztbesuche nicht mag, blieb sie am Freitag zu Hause.

Pfingstmontag, 24. Mai 1999 - und noch ein Pferderennen

Dieses Mal musste Fiala zu Hause bleiben, denn Stress wollte ich mir nicht noch einmal antun. Wenn die Kinder dabei sind, möchte Fiala immer in deren Nähe sein und zieht daher wie der Teufel. Es mag eine Verfehlung in der Erziehung sein, nichtsdestotrotz ist es eine Tatsache.

Beim Pferderennen angekommen, stellte ich gleich fest, dass dies ein weiterer Härtetest für Quijote werden würde und war froh, dass ich die recht schnell ängstlich reagierende Fiala zu Hause gelassen hatte. Das Verhalten des "Althundes" kann sich durchaus auf den Welpen abfärben. Gleich hinter dem Eingang war eine riesige Musikbühne aufgebaut, es war aber ruhig. Kurz abgelenkt durch einen prüfenden Blick, was noch so auf Quijote zukommt, bemerkte ich nicht, dass die Gruppe blitzschnell die Bühne betreten hatte. Mit irrem Lärm begann die Musik. Quijote lief ruhig an der Leine weiter, als sei nichts gewesen. Ich selber war zusammen gezuckt. Als wir an einem Stand vorbei kamen, an denen Luftballons mit Gas gefüllt wurden. Ein Ballon platzte - keine Reaktion. Aber das Zischen des Gases irritierte ihn. Ich ging erst einmal ruhig mit ihm weiter, um dann zu einem späteren Zeitpunkt wieder zurückzukehren. Da setzte er sich hin, legte den Kopf schief, zeigte aber keinerlei Zeichen von Angst.

Die Pferde waren da eher etwas, das als Feindbild dienen konnte. Sie wurden gnadenlos angebellt. Sehr zur Belustigung der Besucher.

Als wir schon gehen wollte, kam eine Sambagruppe durch die Menge. Sie diente ebenfalls zur Belustigung der Besucher zwischen den Rennen. Ich zog Quijote erst einmal in sichere Entfernung. Aber seine Neugierde war extrem, er wollte dorthin, setzte sich vor die Gruppe und schaute sich das Spektakel in aller Seelenruhe an. Die Trillerpfeifen und Trommeln waren ihm ziemlich egal.

Was nicht heißen soll, dass dieser Hund perfekt ist. Auf der Rückfahrt spuckte er den Kofferraum voll. Autofahren ist ihm noch immer ein Graus.

Aber eines interessierte mich brennend: nämlich, ob es etwas gab, das Quijote Angst einflößt. Am nächsten Sonntag fiel uns morgens ein, dass wir nachmittags doch gerne ein Stück Kuchen gegessen hätten. Das brachte mich auf eine Idee: ich fuhr mit Quijote nicht zum nächsten Bäcker, sondern zum Bremer Hauptbahnhof. Der starke Verkehr an der Hauptstrasse, an der wir geparkt hatten, irritierte ihn, er zog an der Leine und wollte möglichst viel Abstand zur Fahrbahn. Ich setzte mich mit ihm ganz ruhig in einen Hauseingang. Hätte ich einen Hut gehabt, hätten die Fußgänger wahrscheinlich Münzen hineingeworfen. Quijote ringelte sich sofort an meinen Füßen ein, beobachtete aber weiterhin die Strasse. Nach 10 Minuten ging ich mit ihm näher an die Strasse und siehe da, die vorbei brausenden Autos hatten ihre Gefährlichkeit anscheinend verloren. Ich ließ ihm so viel Leine wie möglich und ging Richtung Hauptbahnhof. Woran ich nicht dachte war, dass der Bahnhof gerade umgebaut wurde. Es gab in Folge der Maßnahmen nur einen Durchgang, der Untergrund bestand wechselnd aus Holz, aus Metall, aus Folien und Stein. Ich lief zunächst mit Quijote quer durch die Menschenmengen zweimal von einem Eingang zum anderen und zurück. Er hielt sich an meiner Seite, schaute aber interessiert die Menschen an. Die Jugendlichen mit Soundblaster in höchster Lautstärke ignorierte er. Der Reisende mit überladenem Gepäckwagen, von dem eine riesige blaue Flagge wehte, liess ihn zurückweichen. Aber nur kurz, danach lief er auf den Wagen zu, um ihn genau in Augenschein zunehmen. Er machte nicht den Eindruck eines überforderten Hundes, so dass ich es wagte, mit ihm auf die Bahngleise zu gehen. Dort kam noch hinzu, dass geschweißt, gehämmert und gebohrt wurde. Neben den Lautsprecherdurchsagen, den abfahrenden Zügen etc war es ein enormer Lärmpegel. Ich hatte Quijote die ganze Zeit im Auge, um die "Übung" abzubrechen, sobald er Unsicherheiten zeigte. Eigentlich war es jetzt wirklich schon mehr als genug.

Er wollte ohne zu zögern in den stehenden Zug springen. Ich schaffte es noch gerade, die Leine, die ich locker durchhängen liess, anzuziehen, um ihn davon abzuhalten. Vor seiner Nase knallte die Tür zu. Er sprang leicht zurück. Der Zug fuhr an und das fand er nun total merkwürdig, da bewegte sich etwas, was eben noch ruhig gestanden hatte. Erneut musste ich die Leine anziehen, da er versuchte, die Nase zwischen fahrenden Zug und Bahngleise zu stecken. Ich ging mit ihm in Richtung Baustelle. Es waren bereits viele Leute auf uns aufmerksam geworden und überlegten wohl, warum wir dort so ziellos herum liefen. Einige sprachen mich aber auch direkt an und gaben sich mit der Antwort zufrieden, dass der Kleine sich an Geräusche und fremde Umgebungen gewöhnen soll. Aber auch die Schweißer waren aufmerksam geworden, einige kamen an das Sperrgitter und trotz ihrer Schutzanzüge wurden sie von Quijote freundlich begrüßt. Er mag anscheinend jeden. Andere schweißten weiter, was ihn auch nicht weiter störte, auch der Funkenflug und der Gestank nicht. Ich sah, dass hier einfach nichts in puncto Angst zu machen war und beschloss, das Ganze jetzt - nach 40 Minuten Aufenthalt auf dem Hauptbahnhof - zu beenden und ging Kuchen kaufen.

Quijote hatte inzwischen eine neue Beschäftigung gefunden, von der er leider durch die Leine abgehalten wurde: er versuchte, Tauben zu jagen. Am Wurststand erbettelte er sich ein Stück Bratwurst, der Hund hat Charme und das ist ja manchmal äußerst lohnend. Beim Bäckerstand stand er auch sofort mit den Vorderpfoten am Fenster um zu schauen, was es hier Leckeres gibt. Das ist der Vorteil bei einem jungen Hund: niemand stört sich daran, wenn er sich gründlich daneben benimmt. Ich korrigierte ihn nicht: meiner Meinung reichte es für heute und außerdem sollte Benite auch noch etwas zu tun haben und keinen perfekten Hund nach Schweden bekommen.

Welpengruppe - die nächsten Wochen

Quijote wurde mutiger und aufgeschlossener. War er beim ersten Besuch noch zwischen meine Beine geflitzt, zeigte er beim zweiten zwar noch leichte Unsicherheiten, die sich aber in Grenzen hielten. Ein Retrieverrüde ist sein spezieller Freund. Beim dritten Treffen war ich bereits überflüssig. Ich war nur noch gut, um Leckerlis abzustauben.

Gestern, inzwischen ist Anfang Juni, waren keine Welpen dort. Im Gelände tobten nur die erwachsenen Hunde, vom Westie bis zum Berner Sennhund war alles vertreten. Quijote machte einen relativ gefestigten Eindruck, dass ich es wagte, ihn - zum Entsetzen einiger Besitzer - zwischen die großen Hunde zu lassen. Es waren aber genügend Besitzer dort und ein Ausbilder ebenfalls, um im Zweifelsfall eingreifen zu können. Aber es war nicht notwendig. Die anderen Hunde verhielten sich "normal" und Quijote kam nur zu mir, wenn es ihm etwas zu viel wurde, weil ihn gerade 4-5 "Riesenhunde" beschnüffelten.

04. Juni 1999 - Wiegetag

Heute stand der nächste Tierarzttermin an. Die nächsten Impfungen waren fällig. U.a. die Tollwutimpfung. Zwar nahm er das Behandlungszimmer genauestens "unter die Lupe", aber als er die Spritze erhielt, legte sich die Begeisterung. Er schrie, als wollten wir ihn abschlachten. Unsere Tochter hielt ihm Trockenfutter hin, damit beruhigte er sich auf der Stelle und draußen spielte er sofort wieder mit den anderen Patienten.

Die Fahrt zum Tierarzt machten auch wir mit gemischten Gefühlen. Ab heute laufen die 120 Tage, die Quijote noch bei uns verbringen wird. Zwar kommt noch die Zeit für die Blutuntersuchung hinzu, aber das wird dann nicht mehr lange sein. Eine lange Zeit bis dahin?

Juni 1999

Der übrige Monat verstrich ohne besondere Vorkommnisse. Das Verhältnis zwischen Fiala und Quijote hat sich inzwischen gebessert. Die beiden hängen wie die Kletten aneinander. Aber während sie mit anderen Hunden um die Wette rennen, tragen sie miteinander nur kleine Streitereien aus. Fiala zeigt, Quijote lernt. Unterordnung, Dominanz, diese Lektionen sind aus dem Spiel manchmal sehr deutlich zu erkennen. Als Quijote einmal bei einem "Angriff" stolperte und auf einmal über Fiala stand, vor Überraschung aber wohl nicht wußte, wie er reagieren soll, bekam er gehörig den Kopf gewaschen. Eingreifen mussten wir aber noch nie.

Malin und Quijote

3. und 4. Juli 1999 - Die ersten Ausstellungen

Benite hatte uns inständig gebeten, Quijote auf Ausstellungen zu melden. Sollte er ruhig mit einigen nett klingenden Titeln nach Schweden reisen. Tägliches Training war dem Ganzen voraus gegangen. Mit Fiala mache ich fast täglich "normale" Übungen auf einer großen Wiese, Quijote erwies sich zunächst als äußerst hinderlich, weil sie sich nicht einigen konnten, wer denn nun bei Fuß gehen "darf". Eine Drängelei sondergleichen an meiner linken Seite. Davon hatte ich sehr schnell genug und band Quijote für die knapp 10 Minuten an einen Baum in Sichtweite. Er rastete das erste Mal vollkommen aus. Unbeindruckt trainierte ich Fiala weiter, er beruhigte sich nach kurzer Zeit. Angebunden warten zu müssen, gehört zu den Lektionen, die er halt lernen muss.

Als ich ihn frei ließ, merkte ich aber, dass der Kleine anscheinend nach Gleichberechtigung verlangte. Er drängelte und nervte, also nahm ich auch ihn an die Leine und machte mit ihm kleine Übungen. Es schien ihm Spaß zu machen. So begannen wir mit den Vorbereitungen auf die erste Ausstellung. Bei Fuß lief er von vornherein sehr korrekt, er "klebt" am Bein, ohne dass wir jemals etwas dafür tun mussten, er schaut laufend zu uns auf - eine Angewohnheit, die er bereits seit Welpentagen hat und die wir natürlich fördern. Aber das Stillstehen konnten wir üben, die Wendungen ebenfalls. Und die Ohr- und Zahnkontrolle. Er lief täglich rutewedelnd auf die Wiese, so dass ich davon ausgehe, dass es auch ihm Spass gebracht hat. Ich selber hatte meine helle Freude an ihm, da er sehr schnell begreift und erstaunliche Fortschritte macht.

Die Kommandos erhält er auf Schwedisch, damit ihm die Umstellung später leichter fällt.

Die erste Ausstellung war die Weltsiegerausstellung des WSR Rheinland-Pfalz e.V. in Mendig am 3. Juli 1999. Quijote war in der Welpenklasse gemeldet und das erste Mal seit Anfang Mai bekam ich auch wieder seinen Bruder Quincy zu Gesicht. Ein gutes Stück kleiner, dafür aber sehr viel weißer - hatte er im Ring gegen Quijote keine Chance. Quijote siegte - und ich war nicht minder stolz, hatte er sich doch glänzend präsentiert, relativ ruhig gestanden und für einen 4 Monate alten Hund eine passable Leistung abgeliefert. Und das bei brütender Hitze in einem ungeschützten Ring. So führte ich hoch erhobenen Hauptes einen Baby-Weltsieger aus dem Ring .... und war den Tränen nahe. Mit Fiala waren wir auf zig Ausstellungen gewesen, immer unter ferner liefen. Hier lief alles bestens und statt mich zu freuen, fiel mir nichts Besseres ein, als dass ich diesen Hund in einigen Monaten würde abgeben müssen.

Am nächsten Tag fuhren wir nach Alsdorf zur Ausstellung des 1. SpV linker Niederrhein, Quijotes Zuchtverein. Hier hatte er keine Konkurrenz in der Babyklasse der Langstockrüden und wurde Baby Europasieger mit dem Vermerk sehr vielversprechend. Auf dieser Ausstellung trafen wir eine Schwester, die inzwischen auf den Namen Kioma hört. Die Hündin beeindruckte mich: zwar hat ihr Fell die bräunliche Färbung, Erbschaft ihres Vaters Max, aber sie zeigte eine Präsentation im Ring, die ihresgleichen sucht. Man hatte den Eindruck, sie wisse, dass sie die Schönste ist. Als ihre Besitzerin ihren zweiten Hund vorführte, gab Kioma allerdings eine Sondereinlage. Einen Moment der Unachtsamkeit nutzte sie, um in den Ring zu flitzen.

In der Mittagspause nahm unsere vierjährige Tochter Malin all ihren Mut zusammen und nahm am Wettbewerb "Kind mit Hund" teil. Für die Vorführung mit Quijote erhielt auch sie einen Pokal, den während des gesamten Nachmittags niemand anfassen durfte. Es war ihrer - aber im Vertrauen: Mama und Papa waren ebenso stolz auf ihre Tochter. Und vor allem auf den Mut, der dazu gehört, in diesem Alter schon einen Hund vorzuführen. Denn Quijote hat inzwischen fast die Größe von Fiala erreicht und zieht sie somit locker von den Füßen.

Ein erfolgreiches Wochenende also für uns alle.

10./11. Juli 1999

Endlich, endlich sollten wir Besuch bekommen. Benite und Leif hatten sich angesagt, um ihren Quijote noch einmal zu besuchen. Freitag mittag fuhren sie in Schweden los (ca. 140 km nördlich von Stockholm) und trafen am Samstag gegen halb drei nachmittags bei uns ein. Rechtzeitig zum Besuch der Welpenschule. In brütender Hitze zogen sie es vor, Fiala und mich beim Schwitzen zu beobachten. Benite verzog sich mit ihrem Quijote unter ein Hindernis, dort lagen sie im Schatten. Quijote versuchte immer wieder, Fiala und mich zu erreichen, stand am Zaun und bellte. Aber er lief zu Benite, sobald sie ihn zurück rief. Ein gutes Zeichen, wenn wir es auch etwas wehmütig sahen. Während dieser Stunde freundeten sich die beiden ein wenig an.

Zu Hause tauschten wir die Hundedecken aus. Benite hatte die ihre aus Schweden mitgebracht, auf denen vorher alle Hunde einmal nächtigen mussten. Sie bekam von mir die von Quijote, so dass die Hunde sich schon geruchlich kennenlernen konnten. Quijote bekam noch eine Riesentüte mit Leckereien, von denen er sicherlich bis zu seiner Abfahrt nach Schweden zehren kann. Den Samstagabend verbrachten wir gemütlich auf der Terrasse, das Thema dürfte klar sein: Weisse Schäferhunde. Und am Sonntag machten sich die beiden auf den Rückweg, wobei sie Quijote schweren Herzens bei uns zurück lassen mussten. Auch uns wäre es lieber gewesen, sie hätten ihn mitgenommen. Mit jedem Tag schleicht er sich noch mehr in unsere Herzen. Leif und Benite hatten 1700 km zurückzulegen, bevor sie am Montag wieder die Arbeit antreten mussten. Wir wissen es wirklich zu schätzen, was auch sie auf sich nehmen, um ihren Hund zu besuchen - und trotzdem.....

Juli 1999 - Unsicherheitsphase

Auch wenn ein Hund noch so wesensfest ist, kann es sein, dass er im Alter von 4-5 Monaten Unsicherheiten zeigt. Dinge, die ihm bereits vertraut waren, verängstigen ihn, er sucht verstärkt die Nähe und Sicherheit des Besitzers.

Bei Quijote wurde diese Phase sehr deutlich. Wenn man davon weiß, kann man sehr gut damit umgehen, wenn nicht, fragt man sich, ob der Hund verrückt geworden ist, weil er plötzlich wieder beginnt, Autos anzubellen. Es äußerte sich darin, dass er davonlief, wenn ein Trecker an ihm vorbeibrauste. Er erschreckte sich häufiger als früher und war vollkommen verunsichert, wenn "Leittier" Fiala nicht dabei war.

Wir gaben ihm die Sicherheit, die er brauchte, wir korrigierten sein Aufstehen bei herannahenden Treckern, indem wir uns von vornherein eng neben ihn stellten und das Halsband festhielten. Schon zu seiner eigenen Sicherheit. Wir vermieden alles, was die Unsicherheit fördern konnten, da wir wußten, dass es sich hierbei um eine kurze Phase handelt. Keine Innenstadtbesuche, keine Kirmesbesuche - nur gewohntes Einerlei, einschließlich Hundeplatz.

Es dauerte ca. 4 Wochen, dann war der Spuk vorüber. Er war wieder der alte, unerschrocken und durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Nur, wenn während dieser Phase ein einschneidendes Erlebnis richtig Angst macht, kann es sein, dass der Hund zeitlebens damit ein Problem hat.

Juli 1999 Die neuen Zähne

Nach und nach verlor Quijote seine Welpenbeißerchen. Es fiel kaum auf, nur klafften in der Schnauze einige Löcher, das Gebiß war manchmal blutig und es fanden sich nach dem Spiel oft Blutspuren in Fialas Fell. Der Zahnwechsel ging recht problemlos vonstatten. Mitte August hatte er sämtliche Zähne "ausgetauscht" und die neuen werden größer und größer.

Es ist nicht zu übersehen: unser "Kleiner" ist auf dem Wege zum erwachsenen Hund.

August 1999 Das Verhältnis der Hunde untereinander

Es wäre übertrieben zu sagen, dass es keine Probleme gibt. Quijote als "Zweithund" hat Fiala an Größe bereits übertroffen und wird zusehends kräftiger. Dadurch zwingt er auch Fiala öfter in die Knie, die es jedoch gelassen über sich ergehen läßt, behält sie doch immer das letzte Wort.

Sie paßt auf ihren "Kleinen" auf wie ein Luchs und wacht eifersüchtig über seine Schritte. Manchmal wird das schon etwas zuviel, denn wehe, Quijote wagt es, mit anderen Hunden zu spielen, oder sich insbesondere einer fremden Hündin zu nähren. Dann wird die Arme, die vielleicht gar nichts mit Quijote im Sinn hat, gnadenlos angemacht. Kampfszenen gab es schon einige auf den Spaziergängen.

Die Attacken von Quijote erträgt sie aber geduldig und auch Dinge, die sie bei anderen Rüden niemals durchgehen ließe, werden ihm gestattet. Quijote selber entwickelt sich zu einem sehr friedlichen und freundlichen Hund. Anderen Rüden unterwirft er sich sofort und geht Streitigkeiten am liebsten aus dem Wege. Menschen bedeuten für ihn Streicheleinheiten, er läuft zu jedem, der ihn ruft.

Die beiden Hunde spielen viel und ausgiebig miteinander, wobei immer noch die Rangeleien im Vordergrund stehen. Diese werden am liebsten zu früher Morgenstunde bei uns im Schlafzimmer ausgetragen.

August 1999 - Der Erst des Lebens beginnt

Der Welpen - Spielkurs hat ein Ende. Quijote freut sich jeden Samstag, wenn er seine alten Welpenfreunde wiedertrifft, aber alle Hunde haben bereits eine stattliche Größe erreicht. Die 12 Samstage, an denen sie miteinander spielen und toben durften, sind verstrichen - die nächsten Kurse beginnen und die Welpen von einst beginnen nun mit dem "Ernst des Lebens", dem Anfängerkurs, in denen sie in kleinen Schritten auf die Begleithundeprüfung vorbereitet werden. In ganz kleinen Schritten, denn die Junghunde sind erst zwischen 5 und 9 Monaten alt.

Es erfolgte eine "Musterung" der Hunde, um eine Einteilung in Gruppen zu ermöglichen. Quijote, der auf Spaziergängen bereits einfache Übungen absolvieren musste und von unserer Hündin Fiala sehr viel gelernt hat, durfte sogar den Anfängerkurs überspringen und landete gleich bei den "Fortgeschrittenen". Wie ich bereits vorher gesagt habe, Quijote lernt sehr schnell und sehr gerne. Er ist nur vollkommen verunsichert, wenn er nicht weiß, was ich von ihm will. Dann versucht er, schutzsuchend zwischen meine Beine zu schlüpfen.

Quijote machte sich im Kurs hervorragend. Er schaffte es, drei Minuten abgelegt an einer Stelle zu bleiben, er akzeptierte auch mein "Verschwinden" hinter der Stellwand. Auch im Sitzen hatte er keine Probleme mit dem "Bleib", die geforderte Minute verstrich, ohne dass er sich gerührt hatte. Es folgte die "voraus" Übung und Quijote war überfordert. Die Trainerin ging mit einem Leckerli voraus, ich folgte mit Quijote an der Leine. Sie legte es ab, zeigte ihm offen, was dort Tolles im Gras liegt. Ich ging mit ihm zurück, leinte ihn ab und schickte ihn mit "voraus" zum Leckerli. Quijote machte zwei vorsichtige Schritte, drehte sich um und lief zu mir zurück. Nichts zu machen. Wir versuchten es nicht weiter, denn ich fand, dass es für die erste Übungsstunde etwas zuviel verlangt war. Und freute mich andererseits, dass die Bindung zu mir derart eng ist.

Quijote wird diesen Kurs noch komplett mit machen - wenn der Kurs Ende Oktober beendet ist, heißt es für uns auch Abschied nehmen von unserem Quijote. Im November werden die notwendigen Vorschriften erfüllt sein, so dass wir ihn nach Schweden bringen können. Die Importgenehmigung liegt bereits vor.

September 1999 Die nächste Ausstellung

Quijote war gewachsen und der Babyklasse entwachsen. Das Babyfell war gewichen und noch immer war er reinweiß (da sein Vater eine starke Wildfärbung besitzt, war die Frage, wie viel er davon weiter gegeben hatte), die Zähne waren komplett und man konnte schon sehen, das der Eisbär mal ein Hund werden wollte. Wir besuchten die Gemeinschaftsausstellung des DZV und BVWS in Uettingen. Es war die erste Ausstellung, die gemeinsam von zwei Vereinen dieser Größe ausgerichtet wurde. Quijote hatte zwei Konkurrenten, die er erfolgreich hinter sich ließ. Geduldig ließ er alles über sich ergehen und erntete die Kritik des Richters, dass er ihm etwas zu ruhig sei. Wir werteten das nicht unbedingt negativ, denn es war ein heißer Tag und wir wußten, dass er auch anders sein kann. Zugegeben, ihm fehlt auch das Nervöse, das viele andere Hunde aufweisen, aber ob man das kritisieren sollte?

Quijote würde also mit 3 ersten Plätzen nach Schweden reisen, denn dieses war die letzte Ausstellung, die wir in diesem Jahr besuchen würden. Dieser erste Platz war uns am meisten wert, weil er am aussagekräftigsten war. Der Hund konnte weitaus besser beurteilt werden als als Welpe.

September 1999 Urlaub in Dänemark

Auch ein gemeinsamer Urlaub war uns mit unserem Pflegehund vergönnt. Im September fuhren wir mit meinen Schwiegereltern, Besitzer einer weißen Schäferhündin namens Lara von der Hohensyburg, mit Fiala und Quijote nach Dänemark an die Nordseeküste. Die Urlaubssaison war dort vorbei, die Strände fast menschenleer. Diese Zeit ist ideal für einen Urlaub mit Hunden, denn es stört sich niemand daran, wenn sie am Strand und im Wasser herum toben.

Quijote lernte das Meer zu lieben. Es dauerte einige Tage, aber insbesondere Lara zeigte ihm, wie man schwimmen muss, um den Wellen Herr zu werden. Später jagten sie um die Wette den Stöcken nach und wir mußten aufpassen, dass wir sie nicht zu weit hinaus warfen, denn die Hunde kannten kein Halten mehr. Bei stürmischer See hatten sie aber manchmal zu kämpfen, um wieder den Strand zu erreichen. Fiala beteiligte sich an diesen Aktionen weniger, sie stand am Strand und beobachtete. Wenn sie sich einmischte, war es den anderen beiden aber nicht erlaubt, ihr in die Quere zu kommen. Sie wurden sofort energisch zurecht gewiesen. Wir hatten den Eindruck, sie war auch ein wenig eifersüchtig auf das Team Lara/ Quijote, denn die beiden tobten, bis sie wie tot umfielen. Sobald sie sich halbwegs erholt hatten, standen sie wieder an der Tür, um heraus gelassen zu werden, und um weiter zu toben.

Für zwei Tage hatten sich auch Leif und Benite von ihrer Arbeit "loseisen" können und besuchten uns in Dänemark. Immerhin war es nur die Hälfte des Weges von ihnen nach Deutschland und eine gute Gelegenheit, sich Quijote nochmals anzusehen. Noch einmal wurden die Decken ausgetauscht. Gelegenheit, uns wieder klar zu machen, dass Quijote nicht uns gehört. Zwei Monate noch....

Oktober 1999 Auch das noch - Fiala wird heiß

Irgendwie hatten wir es geahnt, eine Hitze müssen wir mit Quijote in der Familie überstehen. Sie führte dazu, dass uns klar wurde, dass wir uns niemals einen Rüden und eine Hündin zur gleichen Zeit zulegen werden. Als wir die ersten Tropfen Blut bemerkten, riefen wir den Tierarzt an und fragten, ob Quijote denn in der Lage wäre, Papa zu werden. Antwort: Eigentlich nicht, aber man weiß ja nie.

Da Quijote und Fiala nahe Verwandte sind (Fialas Mama Aike ist Quijotes Großmama), waren wir uns bewußt, dass wir die beiden wirklich auseinander halten sollten. Die ersten Tage verliefen vollkommen problemlos, so dass wir schon davon ausgingen, dass Quijote wirklich noch nicht weiß, was Sache ist. Als sie aber in die Standhitze kam, war es Fiala selber, die ihn aufforderte, seinen männlichen Pflichten langsam mal nachzukommen. Im Haus verhielten die beiden sich gesittet, aber sobald man mit den beiden nach draußen ging, und sie ableinte, unternahm Quijote eindeutige Versuche. Die waren aber ebenso eindeutig recht hilflos, er kam immer wieder zu uns zurück und schaute uns an als wolle er eine Erklärung. Wir unternahmen zukünftig für die nächsten Tage getrennte Spaziergänge mit den beiden. Die Nächte bereiteten uns allerdings Kopfzerbrechen. Durch die Kindersicherung, ein Gitter oben an der Treppe konnten wir die beiden recht gut trennen. Aber wir mußten Quijote klar machen, dass er allein im Wohnzimmer schlafen soll, er, der von klein auf auch bei uns im Schlafzimmer genächtigt hatte. Er war nicht damit einverstanden und machte Theater. Wenn er müde wurde, quetschte er sich auf die oberste Treppenstufe, der halbe Hund hing zwar bereits auf der Stufe darunter, aber er war immerhin in der Lage, die Pfote zu heben, und damit das Gitter zu bearbeiten. Bis nachts um vier hören wir uns das an und sagten uns immer wieder, dass wir nicht die Sklaven unserer Hunde sind. Fiala schlief seelenruhig, sie kratzte das Theater nicht weiter. Um vier Uhr hatte ich dann die Nase voll. Quijote, Du hast gewonnen. Ich holte zwei Leinen und leinte die beiden Hunde im Schlafzimmer so an, dass sie nicht zueinander konnten. Und siehe da: Quijote wollte gar nichts von Fiala, sondern lediglich seinen angestammten Platz im Schlafzimmer.

Auch diese Tage gingen vorbei, sogar recht schnell. Bald spielten die beiden wieder wie gewohnt zusammen und wir konnten die Spaziergänge wieder reduzieren.

November 1999 Der Abschied naht

Der im Kalender rot eingekreiste Tag war da. Ab heute durfte die Blutprobe entnommen werden. Wir gaben noch einige Tag zu, um auf der sicheren Seite zu sein, dann ließ es sich nicht mehr heraus schieben. Wir mussten um Tierarzt. Malin fuhr mit. Wir legten Quijote in eine Ecke und ich legte mich davor. Es war nicht einfach eine Spritze, sondern es musste eine relativ grosse Menge Blut entnommen werden. Der Tierarzt stach die Spritze in das Bein und hielt das Auffanggefäß darunter. Das konnte ja nicht gutgehen. Quijote war entsetzt. Er versuchte, aufzustehen und bei seiner Größe konnten wir ihn davon nicht abhalten, zumal sein Entschluß auch plötzlich kam. Er lief in der Praxis eine Runde, das Blut lief ihm das Bein hinunter, dann kam er wieder zu mir. Der Tierarzt warf mir einen anerkennenden Blick zu und meinte, der Hund müsse ein wahnsinniges Vertrauen haben, wenn er sich so ruhig wieder neben mich legen würde. Wir beendeten die Blutabnahme, säuberten ihn und die Praxis notdürftig. An diesem Tag wagte ich mich mit Quijote nicht nach draußen, den Spaziergang machten wir erst, als es dunkel war, denn Quijote sah aus, als hätte man ihn abschlachten wollen, von oben bis unten war sein Bein blutig. Am nächsten Tag war das Fell aber wieder sauber.

Nach einer Woche erhielten wir die Nachricht des Tierarztes, dass etwas mit der Probe schief gelaufen sei, das Ganze müsse wiederholt werden. Mein armer, armer Quijote, die ganze Prozedur noch einmal..... bis wir es zeitlich schafften (schaffen wollten?....), zur Praxis zu fahren, vergingen noch einmal 10 Tage. Dieses Mal ging es mit der Probe besser, Quijote blieb ruhig liegen, vielleicht waren wir auch besser auf seine Eskapaden vorbereitet. Aber beim Betreten der Praxis hatte er nicht gezögert, wie ich es erwartet hatte. Auch auf die Waage ging er inzwischen widerstandslos, nachdem er erst verstanden hatte, was wir von ihm erwarteten.

Nach einer Woche bekamen wir den erlösenden Anruf. Titerwert okay, der Hund darf nach Schweden einreisen. Inzwischen war Ende November. Beate, Quijotes Züchterin , bat uns noch, vorher einmal mit ihm vorbei zu kommen, sie hatte ihn seit September auch nicht gesehen und sie wollte logischerweise wissen, was sie zur Zucht nach Schweden gab. Wir fuhren am folgenden Wochenende nach Dortmund. So konnte Quijote sich auch von Lara "verabschieden". Beate war begeistert von ihm - er wurde vermessen und mit 66,5 cm war er zwar ein grosser, aber gerade noch standard konformer Rüde. In Schweden würde seine Größe allerdings keine Rolle spielen, da die Zuchthunde dort derart rar sind, dass man auf solche Dinge gar nicht achten kann. Es würde die Basis zu sehr einschränken.

Dezember 1999 Der Abschied

Der Reisetermin wurde festgelegt und drei Tage vorher legte sich Malin mit einer hochfiebrigen Erkältung ins Bett. Ihr folgte eine Mittelohrentzündung und die Einsicht, dass wir die Reise verschieben müssen. Benite hatte ein Einsehen, dass nicht mit einem halbkranken Kind 1700 km fahren wollen und so wurde die Fahrt um eine Woche verschoben.

Am 10. Dezember war es dann soweit. Das Auto war gepackt und Quijote schien zu ahnen, was auf ihn zukommt. Er fuhr inzwischen eigentlich gern Auto, aber an diesem Tag weigerte er sich beharrlich, hinein zu springen. Wir mussten ihn anleinen und aus dem Haus holen, wo er sich verkrochen hatte. Das machte uns die Angelegenheit nicht gerade leichter. Aber was konnte Quijote schon gegen uns ausrichten? Mit sehr kurzer Verzögerung machten wir uns auf den Weg in Quijotes neue Heimat.

Auf der Fähre von Genaa nach Varberg durften wir ihn sogar mit an Bord nehmen. Wir verbrachten die vier Stunden in einem für Hundebesitzer zur Verfügung gestellten Raum. Am frühen Abend fuhren wir von der Fähre und stoppten am schwedischen Zoll. Unsere letzte Hoffnung schwand, als die Zollbeamten die Papiere akzeptierten und uns einreisen ließen. Uns alle -einschließlich Quijote. Man ist ja so verrückt - bis zum letzten Moment hatte ich gehofft, wir könnten irgend etwas übersehen haben. Das war natürlich unwahrscheinlich, da wir die Einreiseprozedur mit Fiala schon des öfteren gemeistert hatten.

Kurz hinter der Grenze rief ich Benite an, die ebenfalls bereits auf die Nachricht wartete, dass Quijote nun in Schweden ist. Wir fuhren nur bis Göteborg, um die Nacht im Hotel zu verbringen, denn bis zu Benite waren es noch ca. 8 Stunden zu fahren und unsere Kinder waren todmüde. Die Übernachtung war kein Problem, beide Hunde rollten sich zusammen und schliefen ruhig. Am nächsten Morgen ging es gemütlich weiter in Richtung Örbyhus. Klar, dass wir es nicht besonders eilig hatten, oder?

Irgendwann gegen Acht Uhr abends trafen wir bei Benite und Leif ein. Sie selber haben drei Hunde, die beiden Weißen Rüden Igloo und Ibuster sowie die Hündin Bella von Dennhausen. Bonny war sowieso im unteren Bereich des Hauses bei ihren fünf Welpen, sie hätte wohl Quijote, nicht aber Fiala im Haus akzeptiert. Igloo als Rudelführer wurde ins Schlafzimmer gebracht, so dass Quijote es zunächst "nur" mit einem neuen Hund zu tun hatte. Der gutmütige Ibuster wedelte freundlich und Quijote schlabberte ihn ab. Kein Problem. Als er sich abends überlegte, auf Wanderschaft zu gehen, ließ Benite Igloo herein. Hier wurde es etwas problematischer. Der mochte es nämlich gar nicht, dass Quijote ihn derart abschleckte. Leises Knurren, sofortige Zurechtweisung von Benite. Quijote lag bereits auf dem Rücken, konnte es aber nicht lassen, Igloo wieder und wieder über die Schnauze zu lecken. Das brachte den fast zur Weißglut. Er versuchte, ihm aus dem Weg zu gehen, aber Quijote verfolgte ihn auf Schritt und Tritt. Nach einer Viertelstunde hatten die beiden sich aber auch arrangiert. Mit Bonny gab es später sowieso keine Probleme.

Wir blieben drei Tage und hatten wunderbares Schneewetter. Die Kinder bauten Schneemänner und tollten im Schnee. Die beiden nächsten Nächte schlief Quijote noch bei uns, wir liessen ihn aber immer häufiger und länger bei Benite und Leif zurück, wenn wir mit den Kindern und Fiala weg fuhren. Das erste Mal war er unruhig, fand sich aber sehr schnell mit der Situation ab. In der dritten und letzten Nacht blieb Quijote bei Leif und Benite. Er fehlte uns. Fiala lief suchend durch die Räume (wir wohnten in einem anderen Haus). Quijote selber hatte inzwischen Freundschaft mit den Rüden geschlossen und sich neben sie gekuschelt. Nur einmal lief er in dieser Nacht zur Haustür und jaulte ein wenig. Danach schlief er weiter. Um so größer war natürlich am nächsten Morgen die Freude, als wir zum Frühstück kamen. Das Auto war bereits gepackt und nach dem Frühstück hieß es Abschied nehmen. Wir machten noch einige Fotos, dann verließen wir auf dem schnellsten Wege das Haus. Die nächsten Kilometer verbrachten zumindest Malin und ich heulend, obwohl - wir hatten immer gewußt, dass dieser Tag kommen würde.

Quijote hat es gut bei seinen neuen Besitzern. Er selber fand sich anscheinend mit der Trennung leichter ab als wir. Weder verweigerte er das Futter noch zeigte er sonstige "Entzugserscheinungen" . Er freundete sich mit Bonny an, die genauso zickig sein kann wie Fiala, vielleicht war sie ein würdiger Ersatz. Und er kümmerte sich mit Bonny um deren Welpen. Mit Bonny hat er eine Spielkameradin, sie ist noch jünger als Fiala und auch sie dürfte sich freuen, einen jungen Hüpfer an ihrer Seite zu haben. Igloo und Ibuster sind schließlich schon 10 Jahre alt.

Uns blieb nur die Hoffnung, dass wir Quijote bald wieder sehen würden. Im Januar würden wir wieder nach Schweden fahren und unseren Quijote besuchen.

Wir fassen uns in Geduld und warten, bis "unser" Quijote eines Tages vielleicht Papa wird. Dann könnte es sein, dass unsere Familie um eine Hündin vergrößert wird.


Worpswede, im Dezember 1999

Fotos: Gaby und Peter von Döllen und Benite Marklund

Nachtrag: Im Juli 2000 kam ein Sohn aus Quijotes erstem Wurf zu uns. Sein Name: 'Lumihiutale' (=Schneeflocke). Leider war ihm nur ein kurzes Leben vergönnt. Er verstarb mit knapp zwei Jahren an einer schweren Mittelohrentzündung, die Tierärzte und Tierkliniken im Laufe eines Jahres nicht in den Griff bekamen.

Zwei Jahre später und ein halbes Jahr nach Lumis Tod vergrößerte Karhu (=Bär) unsere Familie und Fiala bekam zum dritten Mal einen Welpen an die Seite, den sie erziehen musste. Karhu ist ebenfalls ein Sohn von Quijote, allerdings entstammt er einer anderen Mutterlinie als Lumi. Mit Karhu haben wir tatsächlich einen 'kleinen Quijote' bekommen. Er ist ebenso anhänglich, leichtführig und extrem menschenbezogen.

Mit Lumi arrangierte Fiala sich. Mit Karhu versteht sie sich besser, jedoch ist mit beiden die Beziehung nicht so eng, wie sie mit Quijote war.