Allgemeine Infos zum Therapiehund

Besuchs- und Therapiehunde

Ehrenamtliche Aufgabe im sozialen Bereich

Wir haben mit unserem Karhu nun erste Erfahrungen gesammelt, die wir auf seiner Seite dar gestellt haben. Bei Erzählungen kommen häufig interessierte Nachfragen, da der Begriff zwar bekannt, die Aufgaben und Voraussetzungen und auch die Ansprechpartner weitestgehend unbekannt sind. Hier also ein kurzer Überblick ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Erster Kontakt:

Bundesweit über den Verein Tiere helfen Menschen e.V. Er teilt sich auf in regionale Gruppen, welche sich teilweise regelmäßig zum Erfahrungsaustausch treffen. Kontakt über den jeweiligen Gruppenleiter, Daten im Internet (Link am Ende dieses Artikels)

Welcher Zeitaufwand muss eingeplant werden?

Mindestens 2 Termine pro Monat von ca. 1-2 Stunden plus An/Abfahrt. Der Einsatz in den Einrichtungen ist nicht einmalig, sondern regelmäßig. D.h. dass sich die betreuten Personen an Ihren Hund gewöhnen werden und enttäuscht sind, wenn er einmal nicht kommt. Für sie bedeutet es ein Highlight, etwas Besonderes, auf das sie sich tage/wochenlang freuen. Entsprechend sollten die Hunde die Termine wahrnehmen. Die Termine in den Einrichtungen werden vom Besitzer normalerweise mit den Einrichtungen selbst ausgehandelt. Ein zweiwöchentlicher Rhythmus ist in den meisten Fällen unumgänglich, so dass pro betreute Einrichtung zwei Termine im Monat wahr genommen werden.

Wer mehr machen möchte betreut entsprechend mehr Einrichtungen.

Welcher finanzielle Aufwand ist notwendig?

Die Arbeit ist ehrenamtlich. Die Anfahrt/Abfahrtskosten zu den Einrichtungen muss daher jeder selber tragen.

Voraussetzung ist eine Mitgliedschaft im Verein "Tiere helfen Menschen e.V.", die jedoch kostenlos ist, wenn der Hund regelmäßig eingesetzt wird.

Voraussetzungen für Hund und Halter:

Rasse: Ob Ihr Hund reinrassig ist, ist gleichgültig. Ebenso, welcher Rasse er angehört. Wichtig ist das Wesen und das Verhalten in bestimmten Personengruppen. Dieses wird vor dem ersten Einsatz vom Gruppenleiter in Theorie und Praxis überprüft. D.h. der Hund geht zum Test in eine Einrichtung.

Alter: Auch das Alter ist relativ gleichgültig. Der Hund sollte wesensmäßig gefestigt und damit ca. 1 Jahr alt sein. Für einige Aufgaben eignen sich Junghunde besser als ältere, für andere Aufgaben sind wiederum ältere Hunde geeignet.

Kenntnisse / Halter: Der Halter sollte seinen Hund gut kennen und beurteilen können. Er muss in der Lage sein, eine Überforderung zu erkennen und den Hund dann (auch vor Ablauf der Zeit) zu entlassen. Er muss sozial engagiert sein und an der Arbeit mit Behinderten, alten Menschen etc. Freude haben und bereit sein dafür regelmäßig und auf längeren Zeitraum ein bisschen Freizeit zu opfern.

Kenntnisse / Hund: Der Hund muss über einen Grundgehorsam verfügen. Es ist sinnvoll, wenn der Hund über eine Begleithundeprüfung verfügt, dies ist aber keine Voraussetzung. Der Hund muss charakterlich einwandfrei sein. Beides wird vor dem ersten Einsatz überprüft.

Einsatzwahrscheinlichkeit: Dass Ihr Hund als verfügbar gemeldet ist und nicht zum Einsatz kommt, ist eher selten. Die Einrichtungen sind in vielen Fällen sehr aufgeschlossen und es gibt in den meisten Regionen mehr Anfragen als Hunde zur Verfügung stehen.

Genaues kann Ihnen aber der Gruppenleiter sagen, ebenso, in welchen Bereichen die Gruppe verstärkt arbeitet.

Einsatzgebiete:

Ist der Hund überprüft, kann in den Einrichtungen relativ eigenständig gearbeitet werden. Es gibt Einrichtungen, für die eine Einweisung von anderen Mitgliedern notwendig ist. Es gibt auch neue Einrichtungen, in denen man sich die Arbeit selber aufbaut.

Betreut werden u.a. Altenheime, Schulen und Kindergärten, Behinderteneinrichtungen, Gefängnisse.

Welche Arbeit Hund und Halter zusagt, zeigt sich normalerweise bereits bei den ersten Tests. Entsprechend seinem Wesen und Verhalten wird versucht, den Hund einzusetzen, wobei er auch wieder abgezogen wird, wenn ersichtlich ist, dass die Arbeit dem Hund keinen Spass macht. Es wird ebenfalls akzeptiert, wenn der Hundehalter den Situationen in manchen Einrichtungen psychisch nicht gewachsen ist. Ein Besuch z.B. in einem Hospiz ist eine Grenzerfahrung, mit der nicht jeder zurecht kommt.

Ziele:

Inzwischen steht unzweifelhaft fest, dass Tiere mit ihrem geschärften Sinn für Nuancen in vielen Fällen die besseren Therapeuten sind. Gerade bei z.B. autistischen Kindern, die sich gegenüber Menschen verschließen, haben Tiere es oft geschafft, zumindest zeitweise Zugang zu diesen Personen zu bekommen. In Deutschland ist die Arbeit und Therapie mit Tieren noch in den Kinderschuhen, in anderen Ländern bereits gang und gäbe.

Aber nicht nur gezielte Therapie, die teilweise eine gesonderte Ausbildung benötigt, sondern auch die einfache Anwesenheit eines Tieres, das Spielen und das Kuscheln im weichen Fell lässt oft Schranken fallen und bietet für die Menschen, die in Heimen teilweise ohne große Höhepunkte leben, etwas ganz Besonderes. Das Tier selber erfährt extreme Aufmerksamkeit, eine Umgebung, in der es im Mittelpunkt steht und verwöhnt wird. Das ist in unserer hektischen Zeit auch für den Hund eine gute Erfahrung, die ihn diese "Arbeit" gern tun lässt.

Durch den Kontakt zu den Tieren wird alten Menschen, die oft in Heimen abgeschoben ihren Lebensabend fristen, ein Stück Lebensfreude gegeben. In vielen Heimen ist die Tierhaltung untersagt und viele ältere Menschen mussten sich schweren Herzens von ihrem Tier trennen. Sie freuen sich über jeden Besuch und sehen dem nächsten Termin ungeduldig entgegen. Bei Behinderten und Kindern ist es nicht anders. Hier wird zusätzlich noch das richtige Verhalten gegenüber Hunden vermittelt, was dazu führt, dass sie im Hund nicht mehr das beißende Tier, sondern den Spielpartner sehen.

Worpswede, im Mai 2003

copyright: Gaby von Döllen

Vereinsseite "Tiere helfen Menschen".