Welpen für den Weihnachtsmann?!

Es wird sicher einige Züchter geben, die ihre Welpen um die Weihnachtstage herum abgeben werden. Die Läufigkeit der Hündin richtet sich nicht nach den Feiertagen oder danach, ob uns der Geburts- bzw Abgabetermin recht ist oder nicht.

Ein Wurf zu Weihnachten ist für manche Züchter ein Problem, für andere dürfte es eine gute Gelegenheit bedeuten. Der Verkauf ist sicher einfacher als sonst. Aber den Käufern schaut man nur vor den Kopf. Wer möchte seinen mit Liebe aufgezogenen Welpen, bei dem man vielleicht nächtelang gewacht hat, im nächsten Jahr im Tierheim wiederfinden? Sicher, es gibt "Züchter" (oder sollte ich in diesem Zusammenhang von Vermehrern sprechen?), die sich die Hände reiben und sich darüber freuen, dass die Welpen so schnell Abnehmer finden und sie eventuell noch den Preis nach oben treiben können. Die Nachfrage ist größer, also wird der Preis angepasst. Und was machen schon ein paar Euro, wenn man seinem Kind seinen sehnlichsten Wunsch erfüllen kann?

Jedes Jahr sind die Tierzeitschriften wieder voll mit Warnungen, die man schon leicht genervt überfliegt: "verschenken Sie keine Tiere zu Weihnachten, seien Sie sich der Verantwortung bewußt". Es ist wohl so, dass die Leute, die gedankenlos ein Tier kaufen, sich auch nicht vorher über Rasse etc informieren. Auch wir erhalten häufig Anrufe der Art: "Wir haben uns einen Weißen Schäferhund gekauft, nun wollen uns auch ein wenig über die Rasse informieren." Umgekehrt wäre es besser.... Ob diese Käufer Hundezeitungen lesen, ist fraglich. Die Mitarbeiter der Tierheime wissen, was kommen wird und können nichts, aber auch gar nichts dagegen tun. Wenn wir durch diesen Artikel nur einem Hund ein Tierheimschicksal ersparen können, hat er sich schon gelohnt.

Es liegt aber auch sehr viel in der Verantwortung der Züchter. Wenn schon ein "Weihnachtswurf", dann sollten die Käufer umso mehr "unter die Lupe genommen werden". Fragen nach dem Grund und der Einstellung zum Hund sollten selbstverständlich sein und vom Interessenten auch ebenso selbstverständlich beantwortet werden. Vor allem im Zusammenhang mit der Erklärung, dass man sich mit den Kleinen Mühe gemacht hat, sie an Umwelteinflüsse gewöhnt hat und ihnen ein lebenslanges (!!!) gutes Heim vermitteln möchte. Wenn dann die Antwort kommt, dass man auf den Sommerurlaub auf Mallorca oder in der Dominikanischen Republik doch nicht wegen eines Hundes verzichtet, sollte man darüber nachdenken, ob man diesen Menschen einen Nachkommen der geliebten Hündin anvertrauen möchte. Denn die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass man nicht gewillt ist, dem Hund zuliebe auf etwas zu verzichten. Und das ist meiner Meinung nach eine Grundvoraussetzung für die Hundehaltung. Ein gewisses Maß an Anpassung ist auch von uns Hundehaltern gefordert.

Die Vorweihnachtszeit ist eine merkwürdige Zeit: man ist eher gewillt, Geld auszugeben und den Mitmenschen eine Freude zu machen. Als ob nicht das ganze Jahr über dazu Gelegenheit wäre. Nein, das Gewissen muss mit aller Macht zum Schweigen gebracht werden. Und wenn das liebe Kind, für das man das Jahr über relativ wenig Zeit hatte, gerne einen Hund möchte, na gut, dann ist es wenigstens beschäftigt. Die Verantwortung wird komplett auf dem Kind abgeladen, welches hoffnungslos überfordert ist. Denn Ausbildung und meist auch die Pflege wird mit Sicherheit an den Eltern hängen bleiben. Die sowieso wenig Zeit haben: der Leidtragende ist der Hund. Der auf Grund der hilflosen Erziehungsversuche seitens des Kindes irgendwann mit der Begründung "Wesensmangel" im Tierheim landet.

Es gibt also viele Gründe, gerade zu Weihnachten vielleicht den einen oder anderen Welpenkäufer abzulehnen. Bleibt zu hoffen, dass sich diese Leute auch Gedanken über die Begründung machen.

Ein weiterer Aspekt betrifft die Welpenabgabe. Ist es nicht schön, einen Welpen unter dem Tannenbaum vorzufinden?

Für die Familie sicherlich, aber für den Welpen??? Ihm wäre mehr gedient, wenn er erst in der ersten Woche des neuen Jahres in das neue Heim wechseln würde, selbst wenn er die achte Lebenswoche dann bereits überschritten hat.

Wer sich einen Welpen wünscht und bei wem gerade die Weihnachtszeit der ideale Zeitpunkt ist, sollte gemeisam mit dem Züchter folgendes bedenken:

Der Welpe wird aus seiner vertrauten Umgebung gerissen. Das ist für ihn eine riesige Umstellung, er vermißt Geschwister und die Mutter, die vertrauten Stimmen und Geräusche. An sein neues Heim muss er sich erst gewöhnen und hier heißt das erste Gebot: Ruhe und ein geregelter Tagesablauf. Mal ehrlich: In welcher Familie bricht nicht zu Weihnachten ein heilloses Durcheinander aus, so dass man im Endeffekt ein klein bißchen froh ist, wenn das neue Jahr begonnen hat und alles seinen gewohnten Gang geht? Für einen Welpen, der zu Weihnachten in eine neue Familie kommt, bedeutet es eine zusätzliche - nicht zu unterschätzende - Belastung. Denn meistens kommt während der drei Tage die gesamte Verwandtschaft, und der Kleine wird kaum noch wissen, wo ihm der Kopf steht. Zurückziehen? Kaum möglich, wenn doch die Kinder mit ihm spielen wollen und die Gästezimmer zusätzlich mit Verwandtschaft belegt sind. Was ich damit sagen möchte, ist: am besten wäre es, den Welpen bis nach Weihnachten, besser noch bis nach Neujahr beim Züchter in der gewohnten Umgebung zu lassen und vielleicht nur ein Hundekörbchen oder eine Leine unter den Tannenbaum zu legen. Eine Alternative im Interesse des Tieres.

Für den Züchter bedeutet dies einige Tage länger mit dem Kleinen. In einer - auch für die Zuchtstätte hektischen Zeit. Aber andererseits: man hätte diese Läufigkeit auch aussetzen können. Wer einen Weihnachtswurf macht und verkaufen möchte, sollte auch die eine oder andere Unannehmlichkeit in Kauf nehmen. Auch beim Züchter ist es sicherlich hektisch. Aber: hier ist der Welpe in seiner vertrauten Umgebung und genießt noch die Sicherheit an der Seite der Mutter und seiner Geschwister.

Fatalerweise tut man dem Welpen auch nicht unbedingt einen Gefallen, wenn man ihn gleich nach Weihnachten in das neue Heim gibt. Denn einige Tage später muß er eine noch viel schlimmere Erfahrung machen: seine kleine Welt droht zu explodieren, sich in noch nie gehörtes Zischen und Knallen aufzulösen: die Menschheit feiert Silvester und viele Hundehalter können ein Lied davon singen, was das für die Tiere bedeutet. Gut, ich kenne Hunde, die toben um Mitternacht draußen herum und müssen davon abgehalten werden, die Knaller zu fangen und zu fressen. Die große Mehrheit der Hunde wird sich aber an diesem Tag zumindest unwohl fühlen. Unsere Hündin schaffte es einmal (wobei noch ein nicht zu vermeidender Umzug erschwerend hinzu kam), zwei komplette Tage das Haus nicht zu verlassen. (Am Neujahrstag schaffte sie es dann kaum noch zur Strasse). Auf jeden Fall aber weiß niemand, wie sich ein 8 oder 9 Wochen alter Welpe fühlt, wenn er diese Knallerei hört und es ist sicher besser, wenn er diesen Tag noch in der für ihn sicheren Atmosphäre verbringen darf. Es hat nichts mit mangelnder Wesensfestigkeit zu tun, wenn ein Hund an diesem Tag in Panik ausbricht. Das Zischen ist ein ekliges Geräusch und das Knallen hört der Hund in einer Lautstärke, bei der - diese auf den Menschen übertragen - wir den Eindruck hätten, das Trommelfell platze gleich. Auch das sollte ein Käufer in spe verstehen.

Wenn Silvester dann vorbei ist und alles in geordneten Bahnen abläuft, kann sich der Welpe gleich an den üblichen Tagesablauf in der neuen Familie gewöhnen. Er wird auch jetzt noch mit genügend Neuem konfrontiert, nur kann man sich jetzt in Ruhe um ihn kümmern.

Es wäre schön, wenn dieser Artikel dazu beitragen könnte, dass sich Züchter und auch Käufer einige Gedanken machen.... zum Wohle der kleinen Welpen.

Wir wünschen eine besinnliche Adventszeit und ein schönes Weihnachtsfest!

copyright: Gaby von Döllen