Züchterauswahl - was ist zu beachten?

Das "Wie" und "Wo" des Hundekaufs

Ein schwieriges, umfangreiches und sehr heikles Thema. Zunächst stellt sich sicherlich die Frage, wieviel Sie für Ihren Hund ausgeben möchten. Die Bandbreite ist groß, begonnen bei wenigen Hundert Euro bis hin zu über Tausend Euro.

Wir möchten Ihnen mit diesem Artikel keine Anleitung in die Hand nehmen, deren Positionen Sie beim Besuch einer Zuchtstätte abhaken können. Wie in vielen Bereichen des Lebens ist auch die Zucht nicht "schwarz-weiß", sondern präsentiert sich in vielen Nuancen, die aus unterschiedlichen Blickwinkeln bewertet werden können. Was für den einen perfekt ist, kommt für den nächsten gar nicht in Frage. Wir möchten die Sichtweisen mit diesem Artikel etwas transparenter machen, Ihnen zeigen, wie Zuchtvereine arbeiten, welche Zuchtvoraussetzungen es bei den Weißen Schweizer Schäferhunden gibt und welche Aspekte bei der Wahl der geeigneten Zuchtstätte eine Rolle spielen könnten. Die Gewichtung der einzelnen Punkte wird sicherlich bei jedem Leser unterschiedlich sein. In erster Linie möchten wir etwas Transparenz vermitteln.

Tierheimhunde / Hunde aus Vermittlungen

Wenn sie nicht gerade nach einem Welpen suchen, lohnt sich das Nachdenken über diese Alternative. Leider gibt es immer mehr Weiße Schweizer Schäferhunde, die in Tierheimen oder in Vermittlungsstellen auf ein neues Zuhause warten. Diese sind nicht zwangsläufig verhaltensgestört, wie allgemein angenommen wird. Auch gut erzogene Hunde müssen in einigen Fällen (Arbeitslosigkeit, Scheidung) abgegeben werden und leider häufen sich diese situationsbedingten Abgaben. Dies hat nichts mit Verantwortungslosigkeit zu tun. In der heutigen Zeit kann sich die häusliche Situation sehr schnell entscheidend ändern und leider kann der Züchter den Hund nicht immer zurück nehmen.

Dennoch kennen Sie in vielen Fällen das Vorleben des Hundes nicht. Das neue Familienmitglied mag Eigenarten haben, die Sie nicht tolerieren können und wollen und bei denen Sie erzieherisch eingreifen müssen. Allerdings ist die Erziehungsarbeit bei einem gut erzogenen Tierheimhund sicher geringer als bei einem Welpen, der alles von klein auf lernen muss. (dafür aber in Einzelbereichen langwieriger und schwieriger)Die meisten Tierheime und Vermittlungen bestehen darauf, dass Sie vor der Entscheidung einige Male mit dem Hund spazieren gehen, ihn eventuell über das Wochenende mit nach Hause nehmen, um zu sehen, ob er wirklich der Richtige für Sie ist. Dies ist natürlich eine gute Möglichkeit, sich gegenseitig zu prüfen.

Eine Möglichkeit, die einige Tierhilfsinstitutionen anbieten, ist die Übernahme eines Hundes aus dem Ausland. In vielen Ländern werden die Hunde euthanasiert, wenn sich nicht innerhalb eines bestimmten Zeitraums ein Interessent findet. Aus diesen "Todesheimen" werden die Hunde dann geholt und in Deutschland vermittelt. Hier gibt es ebenfalls einiges zu bedenken. Viele Hunde kennen nur das vollkommen (regel)freie Leben auf der Strasse. Sie sind gewöhnt, sich ihr Futter selber zu suchen und werden eventuell ein Verhalten an den Tag legen, das zum geordneten Alltag in Deutschland überhaupt nicht passt. Das bedeutet Erziehungsarbeit. Wie der Hund sich mit diesen Zwängen fühlt, lohnt vielleicht den einen oder anderen Gedanken. Das Risiko von Krankheitsübertragungen besteht ebenfalls, auch wenn es hier eine Reihe von Untersuchungen gibt, die dieses Risiko eingrenzen.

Fraglich ist, ob die Problematiken fremder Länder von uns gelöst werden müssen, wenn die eigenen Tierheime mit Hunden überfüllt sind. Natürlich bleibt immer die Gewissheit, einen Hund vor dem Tod gerettet zu haben. Für den einzelnen Hund ist das ein Glücksfall, die gesamte Situation wird sich nicht ändern.

Lassen sie sich auf keinen Fall unter Druck setzen - das gilt für alle Entscheidungen des Hundekaufs.

Hunde aus Zuchtstätten

Viele Besitzer entscheiden sich für den Kauf eines Welpen. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Einige scheuen das Risiko einer Übernahme eines Notfall-Hundes. Andere möchten den Welpen aufwachsen sehen und von vornherein an Bindung und Erziehung aktiv mitwirken können. Die Welpenzeit ist sicher eine der schönsten im Hundeleben.

Einige Zuchtstätten geben auch zeitweise erwachsene bzw. ältere Junghunde ab. Dies kann zwei Gründe haben. Der geplante Wurf wurde nicht so schnell verkauft wie erwartet. In diesem Fall sollten Sie aber schon schauen, wie viele Würfe der Züchter macht; wenn ein Wurf noch nicht verkauft ist, ist es eine heikle Entscheidung, bereits die nächste Hündin belegen zu lassen. Viele Züchter machen einen Wurf nur, wenn ihnen bereits diverse Vorbestellungen vorliegen - sicher eine gute Maßnahme. Jedoch kann der Wurf immer noch extrem groß ausfallen, es können weitere Würfe in der geographischen Umgebung liegen, so dass einige Welpen länger als acht Wochen bei der Mutter verbringen müssen.

Der zweite Grund wäre, dass ein Jungtier, das der Züchter ursprünglich für die eigene Zucht einsetzen wollte, nicht mehr den Erwartungen entspricht. Ein Zuchthund muss in vielerlei Hinsicht optimal sein. Wenn ein Züchter zielorientiert züchtet, wird er sich von Hunden trennen, die nicht in der Zucht eingesetzt werden können. Das bedeutet in den seltensten Fällen, dass der Hund sich nicht für das Familienleben eignet. Ein Zahnfehler, der zum Zuchtausschluß führte, hat im "normalen" Leben für den Hund keinerlei Nachteile. Ein Hodenfehler könnte auf eine Operation hinauslaufen, hier sollte die Kostenfrage geklärt und schriftlich festgehalten werden. Ebenso sieht es mit einem schlechten HD-Ergebnis aus. HD-C ist in vielen Vereinen bereits zuchtausschließend, für den Hund im "Familienleben" jedoch nicht hinderlich. Schwerere HD-Stufen (D,E) werden den Hund im Alter mit Sicherheit einschränken, die Lebensdauer eventuell verkürzen oder gar eine Operation notwendig machen. Es gibt viele Möglichkeiten, hier muss im Einzelfall abgewogen werden. Sicherheitshalber sollten sämtliche Einschränkungen im Kaufvertrag festgehalten werden.

Einige Züchter geben auch alte Tiere ab, die nicht mehr im Zuchteinsatz stehen. Das Zuchtendalter bei Hündinnen liegt bei 8 Jahren, Sie würden also einen Senior übernehmen. In manchen Fällen wünscht der Käufer einen älteren Hund und beiden, Käufer und Verkäufer, ist damit geholfen. Die Gefühle des Hundes wird man nur erahnen können. Der ethische Aspekt dieser Abgaben muss von Ihnen selber eingeordnet werden. Er ergibt sich sicher aus dem Verhalten des Züchters.

Man sollte die Abgabe erwachsener Hunde nicht in Bausch und Bogen verurteilen. Es gibt Züchter, für die käme es niemals in Frage, einen Hund mit zuchtausschließenden Fehlern abzugeben, weil sie ihn groß gezogen haben und an ihm hängen. Diese Züchter haben es nicht leicht, denn eine Zucht mit Althunden und mit nicht zuchttauglichen Hunden im Rudel bedeutet - bei aller Liebe - eine sehr hohe finanzielle Belastung. Hinzu kommen die Zuchthunde, so dass das Rudel eine Größe erreicht, bei der die Zucht manchmal die einzige Einnahmequelle ist, da an ein geregeltes "Arbeitsleben" nicht mehr zu denken ist. Zu zeitaufwändig ist die Betreuung der Hunde. Hier gerät die Zuchtstätte schnell in einen Teufelskreis. Ein Wurf muss gemacht und verkauft werden, um die Versorgung des Rudels zu sichern, eine nicht erteilte Zuchtzulassung wird zur existenzbedrohenden Katastrophe. Bei allem Verständnis für diese Situation ... jeder Interessent muss selber und im Einzelfall beurteilen, ob er dies positiv oder negativ wertet.

Fakt ist, dass ein Züchter, der in der Lage ist, zumindest die nicht zuchttauglichen Hunde doch noch abzugeben, diese Belastung abmildert.

Für die Abgabe von Althunden, die jahrelang die Zucht bereichert haben, kann ich außer der finanziellen "Entlastung" keine Gründe sehen. Die Übernahme eines solchen Hundes sollte sehr kritisch hinterfragt werden.

Der häufigste Fall wird jedoch sein, dass Sie einen Züchter aufzuchen, um einen Welpen zu kaufen. Die erste Frage, die sich stellt, ist:

"Wo finde ich einen Züchter?"

Natürlich über das Internet. Wer "Weiße Schäferhunde" bei google eingibt, wird förmlich erschlagen mit Daten (wie so oft). Ob Sie nach einigen Stunden (oder Tagen) des Googlens wirklich schlauer sind, ist schwer zu sagen. Jeder Züchter wird seine Zuchtstätte im besten Licht darstellen; die Welpen sind die besten, die Aufzucht optimal, die Elterntiere sowieso. Sie können höchstens geographische Prioritäten setzen oder sich näher mit den Vereinen beschäftigen, denen der jeweilige Züchter angeschlossen ist.

Oder Sie beginnen Ihre Suche von vornherein bei den Vereinen. Natürlich kann auch ohne jede Vereinszugehörigkeit gezüchtet werden. Um Welpen zu erhalten, benötigt man einen Rüden und eine Hündin, nicht mehr. Eine geordnete, geplante Zucht mit gesunden Elterntieren erfordert erheblich mehr. Planung hört sich schlimm an, ist aber letzlich notwendig, damit die Rasse gesund und vital bleibt und in vielen Jahren noch -ebenso gesund und vital- exisitiert.

Was tun die Vereine?

"Nichts. Streit und Missgunst unter den Züchtern und profilierungssüchtige Menschen im Vorstand." So oder so ähnlich könnte eine Antwort aussehen, die aber sehr weit von der Realität entfernt ist. Denn in den Vereinen wird gearbeitet. Dass nicht immer Einigkeit herrscht, ist klar. Dass selbst Züchter über den Begriff "gute, zukunftsorientierte Zucht" unterschiedlicher Meinung sein können, ebenfalls. Auf diese Weise entstehen Differenzen, von denen leider auch diejenigen profitieren, die nicht die Rasse, sondern den eigenen Geldbeutel im Sinn haben.

In den Vereinen sind Züchter Weißer Schäferhunde zusammen geschlossen, die dafür sorgen möchten, dass die Rasse auch in vielen Jahren besteht, ihre typischen Eigenschaften behalten hat und aus gesunden Hunden besteht.

Bevor wir zu den einzelnen Richtlinien kommen, kurz einige Worte über die Struktur der Hundezucht im allgemeinen:

Maßgeblich für die Hundezucht in Deutschland ist der VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen), ein Dachverband, in dem ein oder mehrere Rassezuchtvereine für jede in der FCI registrierte Rasse zusammen geschlossen sind. Die FCI ist der internationale Verband, in dem ein Mitgliedsverband pro Nation (aus Deutschland der VDH) Mitglied ist. Es sind nicht alle Länder der Welt dabei, jedoch sehr viele. Mit anderen bestehen Abkommen.

Für die Weißen Schweizer Schäferhunde gibt es momentan zwei Mitgliedsvereine, das sind der BVWS (Bundesverein für Weiße Schweizer Schäferhunde e.V.) und der RWS e.V. (Rassezuchtverein für Weiße Schweizer Schäferhunde). Die VDH Mitgliedschaft konnte von den Vereinen für Weiße Schäferhunde erst 2003, nach der offiziellen Anerkennung der Rasse durch die FCI, beantragt werden. Die genannten Vereine sind seit Ende 2004 (die Anträge wurden sehr lange geprüft) vorläufige Mitglieder, über eine endgültige Mitgliedschaft kann erst 2007/2008 entschieden werden.

Es gibt noch weitere Vereine in Deutschland, die sich teilweise ebenfalls hoher Mitglieder- und Züchterzahlen erfreuen. Jedoch sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass sie eine Mitgliedschaft im VDH aus dem einen oder anderen Grunde niemals angestrebt haben. Es gab seinerzeit sehr hohe Auflagen durch den VDH (u.a. eine Zuchtsperre für die Züchter der antragstellenden Vereine), die nicht jeder zu erfüllen bereit war. Inzwischen sind innerhalb des VDH der BVWS und der RWS wieder für die Rasse zuständig, d.h. deren Zuchtordnungen greifen, von diesen Vereinen werden die Papiere ausgestellt, Veranstaltungen organisiert und so weiter. Wenn etwas gegen die Richtlinien laufen sollte, ist zunächst der Verein selbst, danach der VDH Ansprechpartner und ggfs Klärungsstelle.

Der Bundesverein für Weiße Schweizer Schäferhunde besteht seit 1982, wurde also gegründet, kurz nachdem Martin Faustmann die ersten Weißen Schäferhunde nach Deutschland importierte. Er ist einer der wenigen Vereine, die aus dieser Pionierzeit der Rasse noch exisiteren. Es ist nicht der größte Verein in Deutschland; denn die hohen Voraussetzungen für Zuchttiere und Züchter und ein kompromissloses Einhalten der vorgegebenen Richtlinien führen dazu, dass sich viele Züchter diesem hohen Zuchtstandard nur zögernd unterwerfen. Das Zuchtziel ist ein familientauglicher, freundlicher und aktiver Begleithund, der auch im Hundesport eingesetzt werden kann.

Der RWS e.V., ebenfalls Mitglied im VDH, wurde 1987 gegründet, war jedoch lange eine Landesgruppe im BVWS, bevor der Verein in den 90er Jahren beschloss, einen eigenen Weg zu gehen. In einigen Bereichen weicht dieser zwangsläufig von der Richtung des BVWS ab. Das Zuchtziel ist ein Allroundhund, der sowohl im Spitzensport einsetzbar ist und der ebenfalls einen hervorragenden Familienhund abgibt. Das Wort "Leistung" wird hier auf jeden Fall größer geschrieben als im BVWS.

Sowohl der RWS als auch der 1. WS Einheit (ein Verein ohne VDH-Anschluss) nehmen für sich in Anspruch, der größte Verein für Weiße Schweizer Schäferhunde in Deutschland zu sein. Neben dem Aspekt, dass Quantität (=Welpenzahlen) gerade in der Zucht nicht unbedingt maßgeblich sein sollte, bleibt die Frage, woran diese Behauptungen fest gemacht sind. Mitgliederzahlen? Züchterzahlen? Oder gar Welpenzahlen pro Jahr?

Alle übrigen Vereine sind zwar zahlreich, jedoch relativ klein. Ahnentafeln stellt jeder Verein aus - das VDH-Logo dürfen nur BVWS und RWS-Züchter nutzen. Es gibt allerdings einige Züchter außerhalb des VDH, die sich das Logo indirekt zu Nutze machen. Egal, welcher Ahnennachweis ausgestellt wurde, es besteht für die VDH-Vereine die Pflicht, Hunde ab dem 15. Lebensmonat zu registrieren. Damit erhält dann auch der außerhalb der VDH-Zucht und -regeln geborene Hund VDH-Registrierpapiere. Was dabei oft verschwiegen wird, ist, dass diese Papiere lediglich zur Teilnahme an Ausstellungen und Sportveranstaltungen berechtigen. Über eine Zuchtzulassung dieser Hunde entscheiden die Vereine. Ob ein heute bei einem Nicht-VDH-Züchter mit der Option "Registrierung und Zucht im VDH" gekaufter Welpe tatsächlich in 15 Monaten noch ein VDH-Zuchthund werden kann, kann kann niemand garantieren.

Voraussetzungen bei einer guten Zuchtstätte

Die wenigsten Interessenten wissen, was sie von einer Zuchtstätte zu erwarten haben. Ein freundlicher Züchter, sympathische Hunde und niedliche Welpen sind oft die Mindestvoraussetzung, wobei viele Käufer weiterhin davon ausgehen, dass Zwingerhaltung "normal" ist. Eine Vitrine mit Pokalen beeindruckt (wem ist schon bekannt, wie groß die Konkurrenz auf der jeweiligen Veranstaltung war?)

So wenig die Elterntiere (gesundheitliche Untersuchungen, Erfolge, Charakter) hinterfragt werden, desto genauere Vorstellungen haben die Käufer oftmals von ihrem "Traumhund". Schneeweißes Fell, pechschwarzes Pigment; der "Ariel-Hund" ist zwar auch für Züchter und Vereine das Zuchtziel, aber wir haben es nicht mit "Produkten" zu tun, die maschinell und immer gleich gefertigt werden, sondern mit Lebewesen. Hier redet die Natur ein Wörtchen mit und nicht jeder Hund gleicht dem anderen.

Die Charaktereigenschaften sind bereits bei den Welpen des Wurfes sehr unterschiedlich, was sich auf die Ausbildung und natürlich auf das Verhalten bei den neuen Besitzern auswirkt. Ein selbstbewusster Welpe, der seine Geschwister klar dominiert, wird unerfahrene neue Besitzer vor einige Probleme stellen, ebenso wie ein ruhiger, introvertierter Hund bei einem sportlichen, aktiven Besitzer schnell überfordert sein könnte. Hier ist der Züchter gefragt, die Wünsche der zukünftigen Besitzer zu erfragen, zu erkennen und sie dem passenden Welpen zuzuordnen. Ein guter Züchter wird versuchen, die idealen Verbindungen von Käufer und Welpen zu finden und Empfehlungen aussprechen. Für den Züchter ist es somit wichtig zu erfahren, wie der Idealhund sein sollte. Dem Welpenkäufer sollte klar sein, dass der Züchter die Welpen seit der Geburt 24 Stunden täglich betreut und durch Zuchterfahrung Verhalten und Eignung besser einschätzen kann. Der Käufer selbst erhält, wenn er nicht täglich Besuche beim Züchter macht, nur ein kurzes Bild, das durchaus verfälscht sein kann. Nicht immer ist der "schönste Welpe" die beste Wahl. Wer den Eindruck gewinnt, der Züchter wolle mit seinen "Vorschlägen" lediglich die schlechtesten Welpen an den Mann bringen, sollte vielleicht eine weitere Zuchtstätte besuchen.

Die Zuchtstätte

Der erste Eindruck ist sicher entscheidend. Das gilt sowohl für die Zuchtstätte, die Hunde als auch für die Person des Züchters. Im VDH gelten Mindestvoraussetzungen für die Zuchtstätte, die nicht besonders hoch sind. Es muss ein Mindestmaß an Platz für die Hunde vorhanden sein, der Lebensraum muss hell und trocken sein. Im Grunde sollten dies Selbstverständlichkeiten sein. Doch einige Züchter tun nicht mehr als unbedingt notwendig.

Viele Zuchtstätten bieten aber weitaus mehr; Paradiese für Hunde gibt es durchaus und diese gilt es zu finden. Hierbei wird Ihnen nur ein Besuch vor Ort weiter helfen, denn Papier (und auch das Internet) ist bekanntlich sehr geduldig.

Die Zwingerhaltung der Hunde ist ein zweischneidiges Schwert. Ein Zwinger ist in vielen Zuchtstätten vorhanden, vor allem, wenn dort Rüden und Hündinnen gehalten werden. Während der Läufigkeit ist es notwendig, die Hunde zu trennen, da kann ein Zwinger sehr hilfreich sein, diese schwierige Phase zu überbrücken. Die Unterbringung im Zwinger sollte jedoch wirklich nur vorübergehend erfolgen; eine Tatsache, die für einen Welpenkäufer schwer zu überprüfen ist. Einen Anhaltspunkt gibt sicher das Verhalten der erwachsenen Hunde. Bewegen sie sich selbstverständlich durch alle Räume des Hauses, agieren sie aufgeschlossen und selbstbewusst, suchen sie Kontakt zum Besitzer (und idealenfalls auch zu den Gästen), sind es wahrscheinlich keine Hunde, die ihr Dasein im Zwinger fristen. Natürlich gibt es auch für die Zwingerhaltung Argumente: die Hunde sind draußen, kommen mit Wind und Wetter in Berührung und härten bereits als Welpen ab. Das gleiche wird jedoch auch in einer Zuchtstätte erreicht, die ihre Hunde in Haus und Garten hält und wo die Welpen ab ca. 4 Wochen täglich Auslauf nach "draussen" haben. Dies ist in einigen Zuchtordnungen bereits als Voraussetzung für die Zwingerzulassung geregelt.

Die Zuchtstätte selber sollte einen positiven Eindruck bei Ihnen hinterlassen. Sicher wird man bei den meisten Zuchtstätten nicht mit dem weißen Handschuh durch die Räume gehen können. Welpenaufzucht ist eine zeitaufwändige Angelegenheit, die Wäscheberge und jede Menge Chaos verursacht. Jedoch ist es ein Unterschied, ob der Welpenkäufer bei jedem Schritt über Spielzeug stolpert und sich Wäschekörbe im Bad stapeln oder ob die Zuchtstätte schlichtweg unsauber und ungepflegt ist. Spielzeug für die Hunde, Ruhekörbe und -decken, und frisches Wasser sollten selbstverständlich sein.

Zwischen Züchter und Welpenkäufer sollte auch die Chemie stimmen. Das ist etwas, auf das weder die eine noch die andere Seite Einfluß hat. Manchmal passt es einfach nicht. Nun mag der Käufer geneigt sein, die Zuchtstätte trotzdem zu bevorzugen, weil einfach alles andere stimmig ist oder andere Argumente dafür sprechen. Ein Welpe ist aber kein Artikel aus dem Supermarkt ... der Kontakt zum Züchter ist wichtig, das sollte man sich auch als Käufer vor Augen halten. Die erste Zeit mit dem neuen Familienmitglied wird stressig und wird viele Fragen aufwerfen. Bei einem freundschaftlichen Kontakt zum Züchter fällt es leicht, zu jeder Zeit (auch am Wochenende) dort anzurufen und selbst bei Lappalien nachzufragen.

Die Hunde

Es ist selbstverständlich, dass die Mutterhündin in der Zuchtstätte lebt, selbst wenn zur Zeit keine Welpen dort sind. Ein Wurf in "Zuchtmiete" ist bei vielen Rassen üblich, bei den Weißen Schäferhunden jedoch selten. Es bedeutet, dass die Hündin für die Zeit des Wurfes von ihrem Besitzer in die Zuchtstätte gegeben wird. Etwas anderes ist eine "Wurfübertragung", in diesem Fall macht der Hundebesitzer den Wurf in seinen vier Wänden und nutzt den Zwingernamen es Züchters. Beides sind Ausnahmefälle. Der Rüde ist nicht unbedingt vor Ort. Auch wenn der Züchter eigene Rüden besitzt, ist es nicht immer sinnvoll, diese auch einzusetzen. Dennoch müssen Unterlagen und Fotos des Vaters vorhanden sein.

Die Weißen Schäferhunde sind durchaus wachsam. Das heißt, Sie sollten sich nicht wundern, wenn Sie mit Gebell begrüßt werden. Sie sind ein Fremder und auch wenn die Züchterhunde an Besucher gewöhnt sind, werden sie Ihre Ankunft "melden". Dieses Gebell sollte aber in Freude umschlagen, sobald Sie eingelassen werden. (d.h. der Besitzer der Hunde "Entwarnung" gibt)

Wie bereits eingangs gesagt, leben die Hunde bei vielen Züchtern in der Familie. Unserer Meinung nach ist dies sinnvoll, denn der Weiße Schäferhund braucht diesen Anschluß, weil er extrem familienbezogen und anhänglich ist.

Am Verhalten der Hunde können Sie bereits vieles erkennen. Sie sollten sich freundlich und offen verhalten, auch Ihnen gegenüber. Es gibt Züchter, die vertreten die Meinung, dass sich die Weißen Schäferhunde nicht von Fremden anfassen lassen müssen. Ich halte dies für sehr kritisch und für eine falsche Interpretation des entsprechenden Standardtextes "gegenüber Fremden gelegentlich etwas zurückhaltend". Gelegentlich bedeutet bereits, dass es keinesfalls der Normalfall sein sollte. Nicht alle Hunde werden Ihnen gleich mit vier Pfoten um den Hals fallen, aber ein freies Verhalten, d.h. eine freundliche Kontaktaufnahme sollte - gerade in der eigenen Umgebung - das Mindeste sein, was von einem Zuchthund erwartet werden kann. Natürlich gibt es alle Abstufungen, der Extremfall ist ein Hund, der sich bei Ihrem Anblick verkriecht und von dem man danach nur noch die Nasenspitze sieht. Ein Grenzfall wäre für mich ein Hund, der ein Meideverhalten zeigt, d.h. dem Ihre Nähe sichtlich unangenehm ist, so dass er Ihnen möglichst aus dem Weg geht und Streicheleinheiten mit sichtlichem Unwohlsein akzeptiert. Das ist mehr als gelegentliche Zurückhaltung, sondern ein Verhalten, das sich in fremder Umgebung noch viel schlimmer äußern dürfte. Denken Sie daran: die Welpen werden in dieser Umgebung groß: sie erlernen einen Großteil des Verhaltens der Rudelhunde.

Das andere Extrem ist ein Hund, der sofort mit einem Spielzeug vor Ihnen steht und einen potentiellen Spielpartner sucht. Der sein Möglichstes tut, um Streicheleinheiten zu erhalten und der schlicht und einfach immer präsent ist. Das nimmt Ihnen schlimmstenfalls sogar die Möglichkeit, ein ruhiges Gespräch zu führen, weil der Hund versucht, seinen Kopf durchzusetzen und endlich mal "was los" ist. Bei einem guten Verhältnis Züchter-Hund kann der Züchter diesen aber jederzeit zur Ruhe ermahnen. Der Hund wiederum wir dies akzeptieren, aber immer wieder versuchen, die Situation für sich zu verändern.

Es gibt auch Hunde, die sich unauffällig verhalten, was ebenfalls nicht negativ zu werten ist, sondern vielleicht sogar die angenehmere Alternative. Ein Draufgänger wie der im vorigen Absatz beschriebene benötigt einen hohen Zeitaufwand, um ausgelastet zu werden. Da ist Einfallsreichtum gefordert. Ein Hund dieses Charakters wird Sie fordern und er wird Sie wahrscheinlich auch herausfordern und seine Grenzen austesten und schlimmstenfalls laufend in Frage stellen.

Hunde, die zu Ihnen kommen, Sie begrüßen und sich dann wieder auf die Füße des Züchters oder in eine Ecke zurück ziehen, werden wahrscheinlich in der Überzahl sein. Auch diese Hunde werden hin und wieder zu Ihnen kommen, um zu sehen, ob Sie noch da sind und ob vielleicht ein Leckerli oder eine Streicheleinheit abfällt. Im Verhalten ist aber nichts Zurückhaltendes, kurz: die Welt ist für sie in Ordnung, ein Besuch von Fremden vollkommen normal.

Ein kleiner Tipp: machen Sie Ihren ersten Besuch in der Zuchtstätte, wenn noch keine Welpen dort sind. Das sensibilisiert für die übrige Umgebung und das Gespräch mit dem Züchter. Die Welpen (ach, sind die süß!) können zu Mitleidskäufen verleiten, auf jeden Fall lenken sie aber sehr stark von einer kritischen Betrachtung der Zuchtstätte ab.

Der Züchter

Welche Erwartungen an den Züchter geknüpft werden, ist sicher ebenfalls unterschiedlich. Einigen Interessenten wird ausreichen, dass er nett ist. Das ist kein zu unterschätzendes Kriterium, denn schließlich erwirbt man ein Lebewesen. Bei gegenseitiger Sympathie wird der Käufer anrufen, wenn es Probleme gibt und der Züchter wird mit Rat und Tat zur Seite stehen. Hierbei sollten auch vom Züchter die Einwände oder Anregungen des Käufers beachtet werden. Es gibt Annahmen, Welpenkäufer könnten niemals das Wissen und die Erfahrung eines Züchters haben. Dennoch ist die Sichtweise oft eine andere, da andere Kriterien zu Grunde gelegt und viele Dinge neutraler beurteilt werden.

Eine Zuchtstätte, in der der Eindruck entsteht, dass nach dem Kauf kein weiterer Kontakt mehr gewünscht ist, kann nicht wirklich an der Rasse interessiert sein. Hier steht wohl eher der finanzielle Aspekt im Vordergrund, denn ein guter Züchter ist auf die Rückmeldungen der Welpenkäufer angewiesen, um Rückschlüsse auf seine Zuchttätigkeit ziehen zu können. Leider ist oft so, dass Züchter ungehalten reagieren,wenn Probleme bei "ihren" Welpen auftauchen. Seien Sie sich dessen bewusst, dass einerseits unbedachte Äußerungen einem Züchter schwer schaden können, dass andererseits korrekte, begründete Informationen sowohl für den Züchter als auch für den Zuchtverein wichtig sind. Definitive, nachweisbare Fakten sind wichtig für Züchter und Zuchtverein, Vermutungen hingegen können sich fatal auswirken.

Ist der Züchter keinem Zuchtverein angehörig, stellt sich die Frage, durch welche Untersuchungen bei den Zuchthunden und welche Informationen (woher?) er gewährleistet, gesunde, vitale und lebensfrohe Welpen zu züchten. Ein Züchter, der zufällig eine Hündin besitzt und den Rüden aus der Nachbarschaft zum Decken nimmt, greift in den großen Lostopf. Er weiß oftmals nichts über die Abstammung, verpaart vielleicht unbewusst verwandte Tiere. Und selbst wenn die Abstammung bekannt ist: Wie gesund sind die Hunde? Dies sind alles Informationen, auf die Züchter eines Zuchtvereins über das Zuchtbuch und die Zuchtwarte Zugriff haben.

Der Züchter sollte natürlich ein gutes Verhältnis zu seinen Hunden haben und über jeden der Hunde einige Einzelheiten berichten können. Er sollte das auch gern tun, denn die Hunde nehmen einen großen Raum in seinem Leben ein. Gleichzeitig sollte er Sie über notwendige Zuchtvoraussetzungen informieren und, falls es Sie interessiert, entsprechende Ergebnisse vorlegen können.

Zuchtvoraussetzungen:

Zurück zu den bereits angesprochenen Vereinen. Ist der Züchter Mitglied im Verein, gelten für ihn bzw. seine Zuchthunde bestimmte Bedingungen. Diese werden vom Verein (bzw. dessen Mitgliederversammlung, dessen Zuchtkommission etc) festgelegt und sind definitiv. Die Einhaltung dieser Vorschriften sollen gewährleisten, dass nur gesunde und wesensmäßig einwandfreie Hunde in die Zucht gelangen. Die Vorschriften sind sehr unterschiedlich und für den Welpeninteressenten lohnt sich sicherlich der Vergleich, was im einzelnen von den Vereinen und Züchtern für die Rasseerhaltung getan wird.

Mögliche Zuchtvoraussetzungen und die für die Weißen Schweizer Schäferhunde relevanten gesundheitlichen Untersuchungen und ihre Bedeutung haben wir in einem gesonderten Artikel zusammen gestellt (Veröffentlichung folgt).

Mit all diesen Eindrücken sind Sie sicher in der Lage, sich einen umfassenden Einblick zu verschaffen und eine gute Wahl zu treffen. Sie werden sehen, dass das Aussehen der Hunde z.B. auf Ausstellungen noch lange keine Garantie für eine optimale Zuchtstätte ist. Für eine Zucht, die nicht nur auf Vermehrung, sondern auf lange Sicht auf Gesund- und Vitalerhaltung der Rasse ausgelegt ist, braucht es weitaus mehr. Unter anderem auch die Liebe zu den Hunden, Erfahrung, Wissen und die Bereitschaft, auch einmal neue Wege zu gehen.

copyright: Gaby von Döllen, April 2007

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